Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Karfreitag 2024

29/03/2024 


Die Predigt zum Anhören

Karfreitag 2024
Predigt am 29. März 2024 in Rettersheim St.-Ulrich

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Wirre Zeiten. Anstrengende Tage. (Jedes echte Fest ist anstrengend. Und schön!). Sie sind vielleicht müde oder genervt, Sie haben viel zu tun, Sie haben Sorgen. Viele Menschen haben derzeit Sorgen.

Und mitten da hinein kracht der Tod.

Man kann natürlich einfach nicht in die Kirche gehen (machen viele so); man kann einfach abschalten; man kann die Dinge sehen wie gewohnt – ein Kreuz an der Wand regt keinen auf. Man kann die Lesung der Passion lang und langweilig finden.

Man kann aber auch wach sein. Dann stößt man heute auf den Tod. Natürlich geht es am Karfreitag um den Tod, um was sonst? Das ist nicht angenehm, aber richtig. Kann man das Thema nicht einfach vermeiden? Viele Menschen können genau das nicht. Ich treffe zu viele Menschen, die sich plötzlich mit dem Tod auseinandersetzen müssen, die nicht mehr tun können, als ginge sie das nichts an.

Jesus stirbt am Kreuz. Da denken die meisten an seine Schmerzen. Ich denke: Es gibt noch schrecklichere Foltern, noch grauenvolleres Sterben. Schon allein, weil das am Karfreitag nach drei Stunden überstanden war. Viele Kranke leiden länger.

Wichtiger ist, dass dies ein erwarteter Tod war. Jesus wird nicht überrascht. Sie finden im Evangelium immer wieder den Gedanken, dass es so kommen musste (s. Lk 9,22). Natürlich gibt es den jähen Tod, den Tod zur Unzeit – ein Mensch sollte nicht mit siebzehn sterben müssen –, aber wirklich überraschend ist der Tod nicht. Weil alle sterben.

Der Karfreitag lehrt uns so vieles, so Großes. „Erde, Meere, Sterne, Welten / werden rein durch solche Flut“, heißt es in einem Hymnus. Ein Tropfen Blut des Heilands heilt das ganze Universum.

Darüber könnte man nachdenken. Aber das Naheliegende, das, was jedem hier zugänglich ist, ist der Realismus im Umgang mit dem Tod. Leiden und Schmerzen bleiben schrecklich, der Abschied von den Nächsten bleibt traurig. Aber der Mensch, der weiß: Eines Tages muss es sein, der wird ruhiger. Der Tod ist etwas, das erledigt werden muss, irgendwann. Mir scheint, früher wussten das die Alten gut.

Man muss die wichtigen Dinge im Leben in Ordnung halten. Ordnung hilft gegen Panik. Man muss im Voraus regeln, wie man mit Krankheit, Schmerz und Tod umgehen will. Also gelegentlich über den Tod nachdenken.

Jesus war nicht überrascht. Noch ein Zweites: Jesus starb für… Sein Tod hatte einen Sinn. Jesus starb dem Vater im Himmel zuliebe, für die Menschheit. Er starb offen (achten Sie auf seine Arme…). Er machte sich im Sterben zu einer Gabe.

Für Jesus und später auch für die, die ihm nahe waren, hatte alles einen Sinn. Der Tod kann eine Aufgabe sein. Die Geschichte ist voll von Männern und Frauen, die für andere gestorben sind. Sogar der, der ganz allein im Pflegeheim stirbt, kann für andere sterben. Man kann aus dem Sterben eine Gabe an Gott machen. Das kann man auch mit den Schmerzen tun, mit den Sorgen. Mit den Freuden natürlich auch. Nicht für sich behalten. Das ist die große Stärke der Christen. „Mach uns zu einer Gabe, die dir wohlgefällt“, beten wir in der Messe. Es ist ein großer Unterschied, ob man mit einem Ja stirbt oder mit einem Nein. Jesus ist mit einem Ja gestorben: „Ja, Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“

Und ein Drittes. Jesus war allein, aber nicht einsam. Letztlich stirbt jeder allein. Mitgehen kann keiner. Aber in der Nähe sein vielleicht. Jesus trennt sich am Kreuz von den zwei Menschen, die er liebte. „Frau, dies ist dein Sohn.“ – „Johannes, da ist deine Mutter.“ Das ist ein Abschied. Aber diese beiden und ein paar andere dazu gehen ja nicht fort. Sie bleiben, auch wenn der, der da oben stirbt, Abschied genommen hat.

Jesus ruft zum Himmel hinauf: „Warum hast du mich verlassen?“ Jesus hatte also das Gefühl, verlassen worden zu sein von Gott. Welch ein Schmerz! Aber kein Bruch. Wenn es ein Bruch gewesen wäre, hätte Jesus nur noch geschwiegen. Wie die in der Hölle.

Was den Tod angeht also Realismus, Sinn, Gemeinschaft. Und, ja, Freude: „Es ist vollbracht.“ Vielleicht ist das auch die Freude der Erleichterung. Der Tod muss nicht nur bitter sein. Schmerzen, Angst, Widerwillen, Abschied können sein, aber sie müssen den Menschen nicht komplett besitzen. In der Freude – es geschafft zu haben, es gut gemacht zu haben, die Heimat im Himmel wiederzusehen – finden wir ein Gegengewicht. Das ist gemeint, wenn wir um einen guten Tod beten. „O Jesus, dir leb‘ ich…“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

Johannesgasse 2 - 1010 Wien - Österreich | T: +43 1 512 72 44 | E: smom@malteser.at

X