Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Samstag der ersten Fastenwoche, 28. Febr. 2015 (Exerzitien in Mailberg)

19/03/2015 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Und du möchtest ein Volk werden, das ihm, dem Herrn, deinem Gott heilig ist.“

Ein heiliges Volk. Heilige!

Der heilige Aloisius Gonzaga war beim Ballspielen. Ein Verwandter sieht dem Kind zu, fragt plötzlich: „Aloisius! Was tätest du, wenn du wüsstest, dass du in ein paar Minuten sterben musst?“ Das Kind antwortet seelenruhig: „Weiterspielen!“ Die Antwort eines Heiligen.

Und die dumme Strenge des Erwachsenen, der es nötig hat, sich mit hochtrabenden Gedanken wichtig zu tun. Weil er nicht fähig ist, einfach nur zu leben. Er braucht Ziele, Pflichten, hohe Ideen, die ihn davon ablenken, dass er unfähig ist, einfach querfeldein spazieren zu gehen. Er missachtet die gegenwärtige Stunde; verplant sie mit dem Blick auf irgendeine Zukunft.

Wenn ein solcher Erwachsener einen trifft, der wie dieses Kind lebt: ohne sich um Sorgen und Ziele zu scheren, dann duldet er diese Freiheit nicht. Und greift auf die Autorität zurück. Der Tod: die Autorität schlechthin! Der Erwachsene will, dass das Kind nicht ans Spielen denkt. Es soll an den Tod denken oder an die Zukunft oder an die Pflicht. Aber das Kind spielt einfach weiter. Es ist ganz von der Gnade durchdrungen. Vom Evangelium, das uns dazu ruft, jedem Tag seine Last zu lassen. Und das Leben nicht mit der Sorge zu zerstören.

Das Evangelium und die Heiligen unserer Kirche zeigen uns eine Heiligkeit, die so viel mehr Charme hat als die Heiligkeit, die die klugen Leute finden, wenn sie romanische Kapellen besichtigen oder Bach hören. Die Leute sehen irgendein archaisches Gemäuer und fühlen fromme Schauder. So alt! So heilig! Und beim Schauder bleibt es dann.

„Heilig“ ist als Wort mehrdeutig; es heißt auch soviel wie unantastbar, den Gottlosen verwehrt, mit einer irgendwie unheimlichen Kraft ausgestattet. Vor so etwas empfinden sich die modernen Leute als Gottlose und akzeptieren das mit unterwürfiger Wonne. An guten Tagen. An weniger guten Tagen sind sie bereit, sämtliche Tempel zerstören, die ihnen in die Hände fallen. Das alles ist kaum mehr als götzendienerischer Aberglaube. Der Götzendienst, der Gott und das Göttliche zum Budenzauber, zum Gefühl für Ferienreisen herabwürdigt, mit Angst und Undurchsichtigkeit arbeitet, ist ein schlimmerer Feind des Glaubens als jeder Atheismus.

Wirklich heilig ist einer wie jenes Kind. Wirklich heilig ist der Respekt vor der ganzen Schöpfung. In jedem ihrer Momente. Die Achtung vor der gesamten Existenz. Vor jedem Haus, in dem Menschen geboren werden und leben. Vor jedem Weizenkorn, das stirbt und neu geboren wird.

Die echten Heiligen sind keine Zauderer und Frömmler, sondern Abenteuerlustige. Seefahrer auf dem Meer des Lebens, das keiner beherrscht. Die echten Heiligen drohen nicht und raunen nicht. Sie spielen Ball.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

Johannesgasse 2 - 1010 Wien - Österreich | T: +43 1 512 72 44 | E: smom@malteser.at

X