Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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23. Sonntag im Jahreskreis (C), 4. September 2022

04/09/2022 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Sind Jünger Jesu hier? Jüngerinnen? Wenn wir den Maßstab des Evangeliums anlegen: nein. „Wenn jemand nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, ja sogar sein eigenes Leben geringachtet, kann er nicht mein Jünger sein.“ Wir sind also alle gescheitert. Vielleicht nicht als Unternehmerin oder Bürgermeister oder Küchenchef. Aber als Jüngerinnen und Jünger Jesu sind wir gescheitert.

Nun denken ja alle: Scheitern und Glück gehen nicht zusammen. Man sagt uns: Du bist gescheitert? Das Kreuz ist in die Nähe gekommen? Vergiss dein Glück! Aber Scheitern muss nicht bitter machen, abgebrüht oder zynisch oder resigniert. Christen gehen mit dem Scheitern anders um.

So ist das Leben: Wir scheitern. Wir haben uns alle einmal für Christus entschieden, in irgendeiner Weise. Aber machen Sie einmal Ihre Lebensstatistik: Wie viele Entscheidungen für Christus, wie viele für den ganzen anderen Krempel? Wer hier traut sich zu behaupten, Christus sei ihm mehr wert als die eigene Familie? Seien Sie ehrlich mit sich selbst und lassen Sie sich vom Augenschein nicht täuschen. Ich kenne ein Benediktiner-Kloster in Frankreich, wo die Mönche wissen, dass sie nie mehr nach Hause kommen werden, nicht einmal zur Beerdigung der Eltern. „Wenn jemand nicht Vater und Mutter, geringachtet, kann er nicht mein Jünger sein.“ Diese Männer leben das, äußerlich jedenfalls. Aber was ist mit ihrem Herzen? Was ist mit ihren Sehnsüchten? Wer ins Kloster geht, hat noch lange nicht gewonnen. Diese Mönche ertragen viel, aber vielleicht sind sie trotzdem Loser wie wir.

Wann ist ein Winzer gescheitert? Wann ist einer ein erfolgreicher Bürgermeister? Da gibt es klare Maßstäbe. Bei einem Vater wird es schon schwieriger. Wann ist ein Vater erfolgreich, nicht gescheitert? Wenn die Kinder einen tollen Job haben? Oder wenn die Kinder den christlichen Glauben weiterleben? Wann genau ist ein Pfarrer gescheitert? Wenn er seine Buchführung nicht in Ordnung bekommt? 

Da heißt es heute im Evangelium: „Der da hat einen Bau begonnen und konnte ihn nicht zu Ende führen.“ Wie könnte ich weggehen von Ihnen und sagen: Ich habe es zu Ende geführt? Wann können Mütter und Väter sagen: Jetzt habe ich es zu einem guten Ende gebracht? Nie! Der Glaube, die Liebe, die Kirche sind nie zu Ende. Nie „gelungen“. Es gibt Dinge im Leben, die nie zu Ende sind. Das sind die Dinge, in denen jeder scheitert. Oder haben Sie genug geliebt?

Da draußen finden sie Scheitern schlimm. Aber hier unter uns können wir doch fragen: Was ist so schlimm am Scheitern? Warum fällt es Politikern und Managern und Geistlichen so schwer zu sagen: Das habe ich verbockt, da bin ich gescheitert?

„Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder geringachtet, dann kann er nicht mein Jünger sein.“ Jesus muss doch wissen, dass seine Leute scheitern werden. Warum sagt er solche unmöglichen Dinge? Und warum sagt die Kirche von heute keine unmöglichen Dinge mehr?

Sie fordern Ihre Kinder, oder? Sie sagen: weiter! Du kannst das! Ein Kind das gefordert wird, scheitert (ich höre im Pfarrhof die Musik-Stunden…). Wer lernt, scheitert. Dann macht er weiter, mit Hilfe der anderen. Das nennt man Erziehung. Vom Spiel zur Verantwortung. Das geht nur durchs Scheitern hindurch. Diesen Weg führt Jesus seine Leute. Er konfrontiert sie mit dem Scheitern. Gott will uns doch nicht übel. Er will uns gut. Das Scheitern ist keine Strafe, sondern eine Gnade. Jesus quält seine Jünger nicht. Aber er erschreckt sie. Die Katholiken sollen keine selbstzufriedenen Angeber werden.

Ich scheitere – und werde nicht bitter darüber. „Welcher Mensch kann Gottes Plan erkennen?“, fragt die Lesung. Ich begreife mit dem Alter nicht immer mehr, sondern immer weniger. Aber ich bin nicht resigniert. Vielleicht manchmal ein wenig traurig, aber vor allem bin ich dankbar.

Mein Scheitern führt mich ja hin zu einem anderen, Starken. Weil ich scheitere, muss ich einem anderen vertrauen. Ich muss bitten. Gott und viele Menschen. Sie. Und so steht am Ende: Dankbarkeit.

Es gibt den schönen Satz eines ziemlich narrischen bayerischen Autors: „Man hat keine Chance, aber man muss sie ergreifen.“ – Ja, es ist unmöglich. Eine Pfarre ist unmöglich. Ein Orden ist unmöglich. Priester sein ist unmöglich. Aber es ist es wert.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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