Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

15. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B)

13/07/2024 


Die Predigt zum Anhören

15. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B) – (MK 6,11)
Predigt in Rettersheim am 13. Juli 2024

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Ich werde nie wieder einen Mann küssen.“ Sagte mir neulich eine ältere Dame. In ihren Augen hing der Schmerz über diese Erkenntnis. Vorbei. – Es kommt ganz plötzlich oder schleichend, aber irgendwann weißt du: Es ist vorbei. Ich werde dieses Haus nie wiedersehen, ich werde die Stimme dieses Menschen nie wieder hören, dieser Zahn ist für immer perdu. Jeder hier – außer den Kindern vielleicht – kennt den Schrecken des Nie-mehr. Es gibt aber auch noch die andere Nummer: „Vorbei! Aus! Schluss!“ Weil ich es will. Weil es jetzt sein muss. Der Bruch muss kommen.

Das eine Vorbei ist über uns verhängt, das andere Vorbei entscheiden wir selbst.

„Wenn euch ein Ort nicht aufnimmt und man euch nicht hören will, geht weiter und schüttelt den Staub von euren Füßen zum Zeugnis gegen sie.“ – „Geht weiter!“ Die zwölf Apostel werden entscheiden müssen: Es hat keinen Sinn mehr, Schluss, wir gehen ins nächste Dorf.

Ihnen ist hoffentlich klar, wie grauenerregend das Wort Jesu heute ist. Der Staub, der von den Füßen geschüttelt wird, bezeichnet den endgültigen Bruch. Nicht einmal mehr der Dreck an den Füßen soll an die Leute erinnern, die das Evangelium nicht hören wollten.

Solche Momente gibt es; es kann sein, dass ein solcher Bruch sein muss. Ebenso gibt es aber auch das Bleiben, Aushalten, Warten.

Was ist nun das Richtige? Hier gibt es nicht eine einzige, klare Antwort. So wie die zwölf Männer müssen auch wir immer wieder neu entscheiden.

Die erstaunlichen Anweisungen, die der Herr den zwölf Aposteln gibt, sind nur durch die Eile und das Drängende zu erklären. Kein Brot, keine Vorratstasche, kein Geld, kein zweites Hemd… Es wäre unsinnig, diese Anweisungen wörtlich zu befolgen. Es sei denn, sie gälten nur für heute und für morgen. Ein, zwei Tage kann man so leben, ohne Geld, ohne Vorrat, ohne frische Unterhosen. Aber nicht jahrhundertelang. Der Herr lässt uns warten auf seine Wiederkunft, und so steht die Kirche immer zwischen kämpferischer Eile und endloser Geduld. Wie die Kirche so auch Sie…

Die Doktorin der Theologie, die im Internet die Lesungen des Sonntags kommentiert, schreibt zum heutigen Evangelium: „Es geht um Nähe, um Beziehung… um Gottes spürbare Gegenwart. / Orte und Gemeinschaften, in denen das nicht erwünscht ist, darf man einfach wieder verlassen… keine verzweifelten Bemühungen, kein Ausharren…, sondern auf zum nächsten Ort!“ Ist das so brutal einfach? Wie unerbittlich auch die Frauen in der Kirche werden können, wenn es nicht nach ihrem Kopf geht! Wer so schnell entscheidet, so rabiat, der läuft große Gefahr, die eigenen Wünsche mit dem Willen Gottes zu verwechseln. „Mir kommt Widerspruch entgegen, jemand will nicht mitmachen? Pech gehabt! Weiter!“ So wird man Andersdenkende los.

Der hl. Dominikus, einer der Heiligen, die ich sehr verehre, lebte mehr als zehn Jahre lang in einem kleinen Dorf im Süden Frankreichs, in einer Gegend, die beinahe geschlossen vom christlichen Glauben abgefallen war. Um die Menschen zurückzugewinnen, predigte Dominikus unermüdlich in der ganzen Gegend, er betete die Nächte durch, er feierte die Hl. Messe mit tiefer Andacht, – und es geschah nichts. Keine Bekehrung, kein Trost, keine Zustimmung, kein Erfolg, zehn Jahre lang. Dann kam die Wende.

Welcher Weg ist nun der richtige? Der Bruch oder das Bleiben? Sie kennen die Frage. Kündigen oder bleiben? Sich trennen oder bleiben? Mit den Kindern bleiben oder sie rauswerfen? Katholisch bleiben oder aus der Kirche austreten? Eine junge Frau hat nicht lange überlegt. Sie meinte verstanden zu haben, dass ich mich weigern würde, sie zu trauen, weil sie schon vor der Hochzeit mit dem Mann zusammenlebte. Ich bin sicher: Nie im ganzen Leben habe ich einem Paar die kirchliche Hochzeit verweigert, weil die beiden schon zusammenlebten. Vielleicht habe ich gesagt, was die Kirche dazu lehrt (Sie wissen es), aber aus der Lehre habe ich nie ein Urteil gemacht. Wie auch immer: Sie und ihr Mann traten sofort aus der Kirche aus, ihre Kinder wurden, so fürchte ich, nie getauft. Das ist der schnelle, glatte, zornige Bruch. Ist er richtig? Angesichts der Folgen des Bruches mit der Kirche, die doch zu Christus gehört, ist die Frage dramatisch. Es geht ja nicht bloß um das Finanzamt, sondern um die unsterbliche Seele. Wer nur aus der Kirche austritt, um sich zu rächen, weil er sich ärgert oder um Geld zu sparen, macht sich unglücklich und seine Kinder auch.

Also: brechen oder bleiben? Es gibt keine klare Antwort. Der Glaube ist nur selten etwas für die Bombensicheren und Felsenfesten. Der Glaube ist nicht oft ein Entweder-oder. Der Glaube ist ein Suchen, Schritt für Schritt, Zuwarten, Geduld, Zweifeln am eigenen Urteil… Dann erst Entscheidung.

Was ist zu tun? Wer das herausbekommen will, muss mit dem Heiligen Geist gehen. Dazu gehört z. B. die mutige (!) Suche nach Alternativen. Vielleicht gibt es ja mehr Möglichkeiten als du denkst. Auch muss ich sehen, was im Rahmen meiner Kräfte liegt, was vernünftig ist und ethisch gut. Wer den Heiligen Geist sucht, wird sich Rat, also die Sichtweise anderer erbitten. Die Distanz zu sich selbst gehört dazu. Und die Frage: Empfinde ich in meiner Entscheidung innere Unruhe, Trockenheit, Lähmung? Oder spüre ich in mir Harmonie und Freude, Freiheit, Mündigkeit und Dynamik?

Wenn diese Fragen sich klären, gilt: „Geht weiter!“

FÜRBITTEN

Wir bitten den Heiligen Geist um seine sieben Gaben.

Um die Gabe der Weisheit. Sie hilft uns, die richtige Entscheidung zu fällen. – Heiliger Geist, beschenke uns!

Die Kirche braucht auch die Gabe der Einsicht. Einsicht meint: Bleib nicht an der Oberfläche! Schau in die Tiefe! – Heiliger Geist, beschenke uns!

Wir bitten um die Gabe des Rates. Oft sind wir ratlos – und unsere Ratlosigkeit bewirkt Kurzschlusshandlungen. Christsein braucht Geduld und Warten auf die Hand Gottes. – Heiliger Geist, beschenke uns!

Um die Gabe der Stärke. Also Tapferkeit. Wer tapfer ist, tritt standhaft für das Gute ein. – Heiliger Geist, beschenke uns!

Um die Gabe der Erkenntnis. Sie ist mehr als menschliche Vernunft. – Heiliger Geist, beschenke uns!

Wir bitten um die Gabe der Frömmigkeit. Fromm ist ein Mensch, wenn er Gott zum Mittelpunkt seines Denkens und Handelns macht. – Heiliger Geist, beschenke uns!

Und um die Gabe der Gottesfurcht. Sie weiß um die unendliche Erhabenheit Gottes über alles menschliche Denken und Handeln. Der Gottesfürchtige stellt den Willen Gottes über seine persönlichen Pläne. – Heiliger Geist, beschenke uns!

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

Johannesgasse 2 - 1010 Wien - Österreich | T: +43 1 512 72 44 | E: smom@malteser.at

X