Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Unbeflecktes Herz Mariä

08/06/2024 


Die Predigt zum Anhören

Unbeflecktes Herz Mariä
Predigt am 08. Juni 2024 zum Patrozinium in Oberndorf

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Wer sagt Ihnen, was richtig ist? Hören Sie auf Ihren Kopf oder auf Ihren Bauch oder auf Ihr Herz? Wenn Sie moderne Menschen sind, hören Sie auf Ihren Bauch. „Mein Bauchgefühl“, sagen jetzt viele oder „meine innere Stimme“.

Eine Grundfrage heute ist: Welches Menschenbild wollen wir haben? Die ersten Christen waren in vielen Dinge ganz wie ihre Zeitgenossen, aber in manchen Dingen waren sie anders. Weil sie ein anderes Menschenbild hatten. Worin sind die Katholiken von Oberndorf heute anders als ihre heidnischen Nachbarn? Grundfrage! Setzen wir Christen auf den Kopf oder auf den Bauch oder auf das Herz? Gute Frage am Fest Herz Mariä.

Wenn ich mir die anschaue, die auf den Kopf setzen, kommen mir Zweifel. Die Ärzte im KZ waren intelligente, nüchterne Naturwissenschaftler. So konnten sie grauenvolle Experimente an Kindern machen. Sie hatten Verstand, aber kein Herz. Die Student*innen und die Kunst-Kultur-Menschen, die für Palästina streiten und gegen Israel, haben viele Bücher gelesen, kennen die moderne Kolonialismus- und Rassismus-Debatte in- und auswendig, aber Mitleid kennen sie nicht. Vielleicht Mitleid mit den Menschen in Gaza, aber kein Mitleid für ermordete Juden! Auch kein Mitleid mit den Opfern des Diktators in Syrien, kein Mitleid mit den jungen Frauen und Homosexuellen, die im Iran zum Tod verurteilt werden, kein Mitleid mit den Uiguren, die in chinesischen Lagern Zwangsarbeit tun. Für alle die geht niemand auf die Straße. Das tut man nur, wenn es gegen die Juden geht. So wird man, wenn allein die Idee regiert, der Kopf. Man wird ein herzloser Hirnwichser (stopp! Heute muss man ja sagen: Hirnwichser*in). Das Desaster der Intellektuellen.

Das die Kirche kennt. Die Theologen haben immer erklärt: Der Verstand regiert alles. Wenn man nur richtig denkt und wirklich will, wird man mit den Leidenschaften fertig. Die Lehrbücher und Enzykliken vergessen, dass der Mensch vieles ist: vernunftbegabt und lustvoll unvernünftig, widersprüchlich, kurz: lebendig. Es genügt halt nicht, den Jungen zu sagen: „Freundschaft mit Jesus, dann klappt das mit der Keuschheit.“ Wer so redet, hat keine Ahnung von 23-Jährigen.

Es gibt natürlich auch das Desaster des Bauches. Hooligans im Stadion, Wutbürger, die die Familien der Politiker bedrohen: Das sind Gefühle, Stimmungen, ein Brei aus Leidenschaften. Trump wird nicht gewählt, weil er vernünftig ist, sondern weil er geil ist. Die Devise ist: Bloß keine Klarheit! Nachdenken ist „elitär“! Und die Elite wird entsorgt, wenn endlich die regieren, die „das Volk“ sind. Das Desaster des Bauches gibt es natürlich auch im ganz Privaten. Z. B. bei den Männern und Frauen, die sich „verliebt“ haben und für die „neue Liebe“ ihre Kinder im Stich lassen. Da entscheidet der Bauch, der Unterleib, Kopf und Herz müssen schweigen.

Wir feiern das Fest des Unbefleckten Herzens der Gottesmutter, Patronin von Oberndorf. Unbeflecktheit, also Reinheit, ist ein extra Thema; darum soll es hier nicht gehen. Wichtiger heute: Dieses Fest stellt das Herz in die Mitte. Das ist entscheidend in der Welt von heute, die das Herz vergessen hat

Entdecken Sie Ihr Herz! Schauen Sie dabei nicht auf die Bilder. Die Künstler und die Priester der letzten hundert Jahre haben eine seltsame Muttergottes erfunden. Da ist „rein“ gleich „blass“. Da sieht Maria übersanft aus, lahm, blutleer. Die Maria der Evangelien ist nicht so. Die Evangelien zeigen eine echte Frau, Glauben, der mit Schmerz und Stärke zusammengeht. Im Evangelium ist Maria gerade, mutig, tapfer, klar.

Bei „Herz“ denke ich persönlich, Maria vor Augen, weniger an „herzensgut“ und „herzlich“, eher an „hochherzig“. Das schöne alte Wort bedeutet „großmütig, edel, selbstlos“. Ich denke nicht an eine naive Tränensuse oder einen süßelnde Betbruder. Vielleicht weil mich die besonders Milden misstrauisch machen; die Marien-Verehrer*innen, die so sanft tun und, sobald etwas nicht nach ihrem Kopf geht, zum Stalin werden. Ich denke am Fest des Herzens Mariens an das Herz einer Königin, an, wie es heißt, „ein Organ aus Feuer“.

So ein Herz hat man nicht einfach; für so ein Herz muss man etwas tun. Was können Sie tun, um Ihr Herz zu formen? Erstens: wissen, dass Sie ein Herz haben. Viele haben das vergessen. Zweitens: Ihr Herz offen halten. Verwundbar. Drittens: auf das Vorbild schauen. Auf der Herz Jesu und das Herz Marias. “Bilde mein Herz nach deinem Herzen!“ Sie kennen das schöne alte, ganz einfache Stoßgebet. Maria bewahrte „alles, was geschehen war“ in ihrem Herzen, heißt es im Evangelium. Im Herzen hat alles Platz, – aber es muss bedacht werden. Das Herz prüft. Das Herz muss Ihre Mitte sein. Der Ort, wo Verstand, Wille und Gefühle gebündelt und geordnet werden. Und zwar, wie bei Maria, auf Gott hin. Dieses Fest sagt Ihnen: Mach dein Herz stark, mach es mild, mach es rein. Der Verstand und die Leidenschaft sollen dem Herzen folgen. Nicht Brunst und Kälte sollen Oberndorf regieren, sondern gute Herzen.

BUßAKT / ERÖFFNUNG

Heiliger Geist, du wohnst im Herzen Marias.

Mein Herz ist müde. Gib ihm neues Leben!

Mein Herz ist voller Ängste. Mach es mutig mit dem Mut Marias!

Mein Herz ist eng geworden. Mach es weit mit heiliger Weite!

Mein Herz ist voller Zorn. Mach es mild und gut wie das Herz Jesu und das Herz Marias!

FÜRBITTEN

Gott hat ein Herz: das menschliche Herz Jesu. Das Herz Jesu steht offen für alle Menschen, ausnahmslos. Von diesem Herzen geht nur Liebe aus!

Deshalb fassen wir Vertrauen und beten.

Vater im Himmel, Du hast Maria ein kluges und verständiges Herz geschenkt, bereit, auf dich zu hören. – Mache uns bereit, Dir in allem zu folgen.

Marias Herz war neu und mild, einfach und rein. – Heiliger Geist, schenke vielen Männern und Frauen ein Herz wie das Herz Marias.

Marias Herz war stark; es ertrug furchtlos das Leiden und erwartete gläubig das Reich Gottes. – Christus, stärke das Herz aller, die leiden, besonders das Herz der Kranken.

Nach dem Beginn der Invasion Russlands in die Ukraine weihte der Papst beide Länder dem unbefleckten Herzen Mariens. – Wir beten um den Frieden.

Seit 1954 ist auch Deutschland dem Herzen Marias geweiht. – Am Vorabend der Europa-Wahl beten wir für Deutschland.

Maria, Dir weihen die Welt, die von wilder Zwietracht zerfleischt wird, in der der Hass lodert, die ein Opfer ihrer eigenen Bosheit wird. Lass dich bewegen durch so viel Elend, / so viel Schmerz und Angst von Vätern und Müttern, Gatten, Geschwistern und unschuldigen Kindern, / durch so viele Leben, die in der Blüte der Jahre gebrochen sind, / so viele Leiber, die zerrissen wurden, / so viele gequälte und leidende Seelen, / durch so viele, die in Gefahr sind, auf ewig verloren zu gehen!

O Mutter der Barmherzigkeit, erlange uns von Gott den Frieden!

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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