Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Fest des hl. Johannes Nepomuk

16/05/2024 


Die Predigt zum Anhören

Fest des hl. Johannes Nepomuk
Predigt am 16. Mai 2024 in Marktheidenfeld St. Laurentius

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Halt!“ Der Hl. Ambrosius verweigert dem Kaiser den Zugang zum Dom von Mailand. Zuerst muss der Herrscher Buße tun für sein Verbrechen.

„Halt!“, sagt Papst Leo der Große dem Heer der Hunnen. Atilla zieht nicht nach Rom, die Stadt ist gerettet.

Die Hl. Clara hält den Sarazenen, die ihr Kloster angreifen, die Monstranz mit dem Allerheiligsten entgegen. Die Muslim-Machos geraten in Panik und fliehen.

„Halt!“, sagt Johannes Nepomuk dem König von Böhmen. Der Generalvikar des Erzbischofs von Prag leistet Widerstand. Der Tyrann foltert ihn eigenhändig mit brennenden Fackeln, lässt den Priester durch die Straßen der Stadt schleifen und schließlich in der Moldau ertränken. 16. Mai, Fest des hl. Johannes von Nepomuk.

Die bekannte Geschichte von der Beichte der Königin, der Verschwiegenheit des Priesters und der Wut des Herrschers ist wahrscheinlich eine Legende. Im echten Leben ging es um Bischofsernennungen, Besitzungen (also Geld), um Rechte und Recht. Staat gegen Kirche.

Es gibt beide Lösungen. Es gibt den Kardinal, der im Wiener Hotel Imperial stundenlang im Vorzimmer wartet, um sich dann vom Führer zusammenschreien zu lassen, und es gibt den Lordkanzler von England, der dem kirchenspalterischen König den Eid verweigert. Thomas Morus bezahlt das mit seinem Leben. Es gibt Benedikt XV., der 1917 zum Frieden aufruft und dafür von den deutschen Militärs ausgelacht und in Paris geschmäht wird. „Heiliger Vater, wir wollen Ihren Frieden nicht!“, ruft ein Dominikaner von der Kanzel.

Nach Benedikt wird es Pius XII. geben, der schweigt und im Hintergrund Juden rettet und dafür verachtet wird. Es gibt den christlichen Patriarchen von Russland, der dem Tyrannen sagt: „Führe Krieg gegen die Christen in der Ukraine! Der Krieg ist heilig.“ Und es gibt den Papst in Rom.

Es gibt keine sichere Antwort. Die Geschichte ist wässrig und neblig.

Ich freue mich immer, wenn ich den Hl. Johannes Nepomuk über dem Fluss stehen sehe, im Arm das Kreuz und um das Haupt die fünf hellen Sterne, die den Toten im Fluss angezeigt haben sollen. Er schützt uns in Wasser- und Reisegefahren, vor Zungenleiden, vor Verleumdung und übler Nachrede, er hilft uns zur Verschwiegenheit und gegen das Geschwätz. Er ist einer der hl. Schutzpatrone Bayerns.

Zuerst geht das auf einen, Pardon, Marketing-Plan zurück. Es waren die Jesuiten, die den Prager Priester im 18. Jahrhundert, also lange nach seinem Tod, gehypt haben. Das sollte der Verehrung für den böhmischen Ketzer Jan Hus endgültig ein Ende machen. Der Adel half den Jesuiten, dann der Kaiser, schließlich der Papst, und so wurde Johannes Nepomuk in der Barockzeit eine Art Nationalheiliger in Österreich, Böhmen und Bayern. Heute steht er auf vielen kleinen Brücken der Heimat, sanft über den tödlichen Wassern. Ich habe Zutrauen zu den Heiligen. Pläne, Strategien, Machenschaften mag ich nicht. Ich mag es nicht, wenn die Priester Menschen verzwecken. Jesus tut das nicht. Christus beruft Menschen. Das ist etwas anderes.

Bei der Verehrung des hl. Johannes Nepomuk sollte es um den Sieg der katholischen Kirche gehen. Um die „triumphierende Kirche“. Früher konnte man so reden, weil jeder wusste, dass es auch die pilgernde Kirche gibt – die hier – und die leidende Kirche – die im Fegfeuer. Heute ist der Triumph in Verruf geraten. Heute vermittelt die Kirche, sie bittet, sie versteht, sie moderiert, sie bleibt mit allen im Gespräch und achtet jeden. Sogar den Blödsinn und den Verrat. Ruft die Kirche noch das heilige „Halt!“? Hat sie die Kinder verteidigt?

Es gibt das Schweigen der Feigheit und es gibt das Schweigen der Stärke. Die heilige Kirche weiß: „Der Gerechte wird voll Zuversicht dastehen. Er wird dastehen vor denen, die ihn bedrängt und seine Mühen verachtet haben.“ Worte der Lesung. Der Gerechte, das ist zuerst Christus selbst. Und so viele mutige Getaufte! Die wissen: Der Tag wird kommen! Der Tag Gottes. Der Gerechte „trinkt aus dem Bach am Weg“; er muss sich beugen, aber dann kann er von Neuem das Haupt erheben. Das ist die Geschichte der Kirche.

Der Ausgang ist nicht offen. Der Tyrann wird vergessen werden, Johannes Nepomuk steht dort auf den Brücken, an den Bächen und Schlossgräben. Er blickt – Sie erinnern sich – nicht auf die Menschen, sondern auf das Kreuz, das er in seinen Armen hält.

„Sein Leben hielten sie für Wahnsinn und sein Ende für ehrlos“, als sein Leichnam da vor ihnen lag, im Dreck der Moldau. „Jetzt zählt er zu den Söhnen Gottes, bei den Heiligen hat er sein Erbteil.“ Das ist die Geschichte der Kirche.

Epilog. „Fürchtet euch vor dem, der Seele und Leib ins Verderben der Hölle stürzen kann“, sagt Jesus im Evangelium. Wir haben keine Furcht, aber 1000 falsche Ängste. Wer ist der, der Leib und Seele ins Verderben stürzen kann? Lange Zeit dachte ich: der Teufel. Falsch! Die Seele ins Verderben stürzen, das kann nur der Mensch allein. Diese Macht hat der Teufel nicht. Er ist nicht der Richter. Gott aber rettet keinen gegen dessen eigene Wahl. Gott wird lassen, was wir gewollt haben. Das „Halt!“ gilt also zuerst uns selbst.

Ich fürchte: mich selbst. Und hoffe auf Gott.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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