Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Siebter Sonntag der Osterzeit : Flurprozession

12/05/2024 


Die Predigt zum Anhören

Siebter Sonntag der Osterzeit : Flurprozession, Hl. Messe unter den Bäumen am Main
Sakramentsprozession in Trennfeld am 12. Mai 2024

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Jetzt, gegen Ende, frage ich immer öfter: Wer bin ich in Wahrheit? Ein Dinosaurier, über den die Zeit hingegangen ist? Oder bin ich ein wunderbares Einhorn, das nirgendwo dazugehört? Ich merke nämlich immer wieder: Die Leute denken ganz anders als ich. Wenn ich Kinder hätte, würde ich mit meiner Frau ganz bestimmt überlegen: Was für Menschen sollen unsere Kinder werden? Was ist das Ziel der Erziehung? Und dann merke ich: Die meisten Leute überlegen das gar nicht; sie machen einfach, irgendwie. Oder dies: Ich würde für meine Kinder beten, unbedingt – und merke: Es gibt katholische Eltern, die es komisch finden, für ihre Kinder zu beten.

Damit sind wir bei den Lesungen dieses Sonntags. Ich frage mich immer wieder: Wie soll ich mich zur Welt verhalten? Was ist das eigentlich, die Welt? Aber die anderen fragen nicht so. Die leben einfach in der Welt.

Im Evangelium sagt Jesus hinauf zum Vater im Himmel: „Ich habe ihnen“ – den Jüngern, Jüngerinnen, den Gläubigen – „ich habe ihnen dein Wort gegeben und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, wie auch ich nicht von der Welt bin.“ Hasst die Welt Sie? Anders gefragt: Auf dem Weg durch Trennfeld eben, sind Sie da „durch die Welt“ gegangen? Was ist das alles hier? Gehören Sie dazu? Oder nicht? Manchmal, manchmal nicht? Wie ist das mit der Welt und Ihnen? Ich kann das nicht wissen. Ich kann nur fragen. Das ist doch die Aufgabe des Predigers: Die Menschen mit den Fragen des Evangeliums zusammenzubringen. Offensichtlich macht Jesus einen Unterschied zwischen der Welt und den Gläubigen.

Deswegen verstehe ich die modische Seelsorge nicht. Papst, Bischöfe, Verbände, Maria 2.0 und Maria 1.0: Alle fordern, tadeln, verurteilen dies und verurteilen das. Sie sagen: Die Welt kann nicht so bleiben wie sie ist. Gleichzeitig aber sagt man den Leuten: So wie ihr seid, ist es gut; Gott liebt euch so wie ihr seid. Das heißt doch übersetzt: keine Veränderung nötig. Die Leute glauben das gerne; es hat schon seinen Grund, dass keiner mehr beichten geht.

Wenn es Schlechtes in der Welt gibt, wie sogar die diversen Kirchen-Gruppen sagen, wo genau ist das Böse dann? Ist die Ampel in Berlin böse und blöd, und wir sind die Guten? Sind wir alle okay? Ich sehe auf die Welt und weiß: Es gibt Böses. Offenbar gehört das Böse zum Menschen. Es sagt mir – leise, aber beharrlich –: „Sag diese Gemeinheit, komm, sag schon. Mach ihn fertig.“

Der Mensch ist frei. Oft gebraucht er seine Freiheit zum Bösen. Warum? Weil es Spaß macht. Das Finanzamt anzulügen, ist ja keine Tortur. Es macht Spaß und bringt etwas. Den Partner zu betrügen, ist keine Mühsal. Es macht Spaß. Sonst täte man es ja nicht.

Viele Kirchenfrauen und Kirchenmänner sagen: Die Welt muss sich verändern! Das ist zwischen blauäugig und anmaßend. Das Evangelium sagt nicht: Die Welt muss sich verändern. Nein. Das Evangelium sagt: Die Christen müssen sich verändern. Weil sie können. Denn die Gläubigen haben einen ganz anderen Hintergrund als die Welt, ganz andere Mittel. Die Gläubigen haben den Heiligen Geist, „der uns durchdringt / und uns das Leben Gottes bringt“.

Wir Christen können also nicht alles mitmachen. Wir können der Welt nicht trauen. Wir können die Welt nicht grundlegend verändern. Wir werden keine Welt ohne Hass hinbekommen. Auch keine Welt ohne die Armen (vielleicht weil die Armen vor Gott viel wichtiger sind als die Reichen). Für das Evangelium und die Lesungen ist die eigentliche Frage nicht die Weltverbesserung, sondern: Wie können wir Christen in dieser Welt bestehen?

Das interessierte die ersten Hörer dieses Evangeliums: Wie überleben wir als Christen in einer Welt, die uns nicht versteht? Die uns nicht leiden kann. Sie wissen nicht, wovon ich rede? Dann haben Sie, Pardon, noch nie versucht, ernst zu machen mit Ihrem Christentum. Wer ernsthaft versucht, als Christ zu leben, wird mit der Welt in Konflikt geraten. Versuchen Sie, Ihre Kinder zu Christen zu erziehen – und Sie werden einen Konflikt haben mit der Kindergärtnerin, mit dem Fußballtrainer und dem Feuerwehrkommandanten.

Die Pfarreien verlassen sich auf die, die mittun, die, die sich kennen. Die anderen sind halt – die anderen. Das ist der falsche Weg. Zusammenhalt, bloß weil Sie aus dem gleichen Dorf stammen oder einander sympathisch sind: So waren die Christen nicht. Die waren zusammen, weil sie gläubig waren. Sie wussten: Unser Zusammenhalt kommt von Gott, unsere Einheit kommt von der Einheit zwischen Gott-Vater und Jesus. Also aus der göttlichen Liebe. Das ist mehr als Teamgeist, mehr als schöne alte Bräuche wie diese Prozession.

Sie ahnen es doch selbst: Mit den Maßstäben und mit der Energie der Welt, die von Gott nichts wissen will, kommen wir nicht weiter. Wir brauchen andere Maßstäbe, eine ganz andere Kraft. Aber Sie haben noch kein Vertrauen ins Gebet, in die Sakramente, in die Lehre der Kirche. – Wenn die Eltern den Sakramenten vertrauen würden, würden sie nicht nach der Erstkommunion wieder verschwinden. Wohin? In die Welt.

Wenn wir keine andere Dimension aufmachen, innerlich, werden wir scheitern, uns zerstreiten, zerfallen, untergehen. Es gibt die Lust am Untergang, es gibt den Wahnsinn: siehe die Welt dieser Tage.

Um zu überleben, gibt es nur eines: den Heiligen Geist. Wir gehen auf Pfingsten zu. Wir beten: „Lass gläubig uns den Vater sehn, / sein Ebenbild, den Sohn, verstehn / und dir vertraun, der uns durchdringt / und uns das Leben Gottes bringt.“

EINLEITUNG zur ersten Lesung

Nach der Himmelfahrt Jesu müssen seine Jüngerinnen und Jünger entscheiden, wie es nun weitergehen soll. Sie tun dies, indem sie sich zurückziehen und die Ereignisse im Gebet verarbeiten. Das Gebet ist für die ersten Christen die Voraussetzung bei den wichtigen Entscheidungen.

Gebet heißt aber: Gott ist der eigentlich Handelnde.

DANKSAGUNG (Eph 4,1-24)

Paulus schreibt der Gemeinde:

„Ich… ermahne euch, ein Leben zu führen, das des Rufes würdig ist, der an euch erging.

Seid demütig, friedfertig und geduldig, ertragt einander in Liebe

und bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren …

So sollen wir alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, damit wir zum vollkommenen Menschen werden und Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen.

Wir sollen nicht mehr unmündige Kinder sein… hin und her getrieben von jedem Widerstreit der Meinungen,

dem Betrug der Menschen ausgeliefert,

der Verschlagenheit, die in die Irre führt.

Wir wollen uns, von der Liebe geleitet, an die Wahrheit halten und in allem wachsen, bis wir ihn erreicht haben.

Er, Christus, ist das Haupt.

Ich sage es euch und beschwöre euch im Herrn: Lebt nicht mehr wie die Heiden… Sie sind dem Leben, das Gott schenkt, entfremdet durch die Unwissenheit, in der sie befangen sind, und durch die Verhärtung ihres Herzens… Das aber entspricht nicht dem, was ihr von Christus gelernt habt. Ihr habt doch von ihm gehört und seid unterrichtet worden in der Wahrheit, die Jesus ist.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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