Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Palmsonntag 2024

24/03/2024 


Die Predigt zum Anhören

Palmsonntag 2024 (Joh 12)
Predigt in Rettersheim St.-Ulrich am 24. März 2024

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Glauben statt Glotzen. Wer am Palmsonntag bloß die Augen auf hat, geht in die Irre. Sehen allein reicht nicht, man muss auch verstehen.

Die dabei waren sahen eine großen Tumult, das ganze Volk der Großstadt, Einheimische, Fremde, wacklige Alte, springende Kinder, jubelnde Leute, skeptische Beobachter, die Jünger stolz wie Bolle: ein Mords Krawall.

Mitten darin, auf einem kleinen Esel, ein schweigsamer Mann.

Wir sehen im alten Fernsehen und in den neuen Medien. Wir sehen im Kino und in den Zeitungen (Noch ein Sternsinger- oder Männerballett-Bild in der „Main-Post“ und ich beiße in die Auslegware!). Wir sehen … zu viel. Und falsch dazu. Wir ahnen es oder wissen es sogar: Die Bilder, die wir sehen, sind falsch. Hinter ihnen sind Absichten. Sie wurden bearbeitet. Das Sehen allein reicht also nicht. Es führt in die Irre. Mir geht der Gedanke nicht aus dem Sinn, dass viele Menschen heute so erschöpft sind, so verwirrt, so gereizt, weil sie längst zu viele Bilder auf der Seele haben.

„Das alles verstanden seine Jünger zunächst nicht“, heißt es im Evangelium. Erst im Nachhinein merken die Jünger, dass sie die Ereignisse und Bilder damals nicht richtig verstanden haben. Schon am Karfreitag war vom Palmsonntag nichts mehr übrig. Die Begeisterung war umgeschlagen in Hass, Zutrauen und Hoffnung in Feigheit. Die, die sich am Sonntag noch sicher waren, da ziehe der neue König von Israel ein, der Befreier von den Römern, die halten ihn am Karfreitag für einen Terroristen, einen Gottesfeind, schlimmer noch: für einen Loser.

Jesus aber war die ganze Zeit der gleiche.

Das, was wir sehen, täuscht. Nichts an diesem Einzug stimmt, nichts ist, wonach es aussieht. Jesus wusste das und ließ es geschehen. „Seine Zeit war noch nicht gekommen“ (Joh 7,30). Während die Menschen schauen und schreien und sicher sind oder sich Sorgen machen, läuft im Hintergrund eine ganz andere Geschichte. Merken Sie sich das, trösten Sie sich mit diesem Gedanken in wirren Zeiten.

Ich glaube nicht an Verschwörungen, und wenn es sie geben sollte, machen sie mir keine Angst. Warum? Weil Menschen lügen, einander beneiden, die Klappe nicht halten können und sterben müssen. Deswegen funktionieren Verschwörungen nicht. Man kann sie starten, aber sie halten keine zwei Wochen.

Es gibt nur eine einzige „Verschwörung“, besser gesagt einen Plan, auf den ich vertraue: den Plan Gottes. Gott wird das Böse nicht bestehen lassen. Den Tod auch nicht. Das ist der Plan hinter allem, auch hinter dem Palmsonntag.

Deswegen: nicht glotzen, sondern glauben. Wenn Sie nur schauen, werden Sie nichts verstehen, narrisch werden, aggressiv oder neidisch oder mutlos.

Der Glaube gewährt den Blick hinter die Schauseite. Den Sinn sieht man nicht, die Hoffnung auch nicht, nicht mit diesen Augen. Aber es gibt einen Sinn. Da ist Hoffnung. Jenseits des Palmsonntags, jenseits des Karfreitags, jenseits der Bilder, die Sie sehen.

Natürlich sollen Sie hinschauen. Manchmal versteht man dabei etwas. Natürlich sollen Sie sich an den Bildern freuen. Manche werden Begleiter fürs ganze Leben. Aber Sie sollen halt wissen: Es gibt Tage, an denen nichts von dem, was Sie sehen, wahr ist. Die Wahrheit ist woanders. Gott ist wahr. Ostern ist wahr.

Also sehen Sie weit. Mit den Augen des Glaubens!

Und seien Sie im Übrigen wie Er. Seien Sie im Tumult dieser Zeit, in den zu vielen Bildern wie Er.

Wir haben nicht das Wissen Jesu, auch nicht seine Reinheit, nicht seine unendliche Liebe. Aber wir können im Tumult schweigen. Nach innen blicken. Allein sein. Aushalten. Warten.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

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