Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Sonntag, 4. September 2022, Abschied vom Orden

04/09/2022 


Die Predigt zum Anhören

Hochverehrte und liebe Schwestern und Brüder im Souveränen Malteser Ritter-Orden!

Nachdem mir Clemens Koja und Olivier Loudon beim allerersten Essen im Johannsclub erklärt hatten, wie man sich richtig anzieht, konnte eigentlich nichts mehr schief gehen.

Bald darauf bot mir das Großpriorat die Wohnung in der Johannesgasse an. Ich war sehr glücklich dort. Großes Danke! Dass ich im Gegenzug zur erschwinglichen Miete als eine Art Hausmeister nach der Kirche sehen sollte, war ein guter Deal.

Dann, nach etlichen Jahren mit dem vermaledeiten Car-Sharing, verhalf mir der Orden auch noch zu einem allzeit verfügbaren Auto für die vielen Fahrten nach Mailberg hinaus. Kurz: eine fabelhafte Situation, für die ich dem Orden super dankbar bin.

Doch was habe ich daraus gemacht? Nicht allzu viel. Die kleine Kirche war stets in Ordnung, stimmt. Die Montagsmesse war eine gute Idee. Aber sonst? Zur Vesper und zur Anbetungsstunde kam 20 Jahre lang kaum jemand. Hätte ich nicht etwas wie der „Apostel der Kärntnerstraße“ werden können? In allen Geschäften, bei den Verkäuferinnen und den Kellnern als guter Priester bekannt sein? Aber ich war zu feige oder zu faul, zu den Leuten zu gehen.

Hätte ich in all den Jahren nicht jeden Tag eine Stunde lang hier in der Kirche sein können, damit die Leute einen Priester sehen, der betet? Aber ich bin am Schreibtisch geblieben.

Hätte ich nicht in der Nacht hier unten beten können wie die Heiligen? Aber ich bin lieber im Bett geblieben.

Eines habe ich getan: Ich habe die Malteser-Kirche als heiligen Ort verteidigt, gegen den Wahnsinn der Großstadt, gegen Touristen, gegen Künstler und manchmal sogar gegen Ordensmitglieder. Oft habe ich dabei den falschen Ton gewählt. Dafür bitte ich um Vergebung.

Ob jemand verstanden hat, worum es mir ging? Oder hielten die meisten alles nur für irgendeine Marotten? Haben wir uns verstanden? Eigentlich ist es ganz einfach: Der unbedingte Glaube an die wirkliche Gegenwart des Herrn im Tabernakel ist das Erste. Er ist da! – Von diesem Glauben aus habe ich jahrelang alles andere geordnet. Bis zum Schweigen in der Sakristei. Mit einer weltfremden Logik, wie sie nur ein Ex-Dominikaner haben kann…

Sie sehen, die Bälle der Bewunderung und Dankbarkeit können Sie heute ruhig sehr flach spielen. Denken Sie einfach: Es wird weitergehen. Anders halt.

Ich danke heute allen, die mit mir für die Malteserkirche gearbeitet haben. Frau Borhy, die mir beim Sauberhalten und in der Sakristei so viel geholfen hat. Sie hat eine Gabe, die der Himmel mir leider verwehrt hat: Sanftheit. Frau Borhy kann randalierende Kirchenbesucher behutsam zur Kirche hinausschaffen. Danke, Frau Borhy.

Ich danke den Musikerinnen und Musikern – also der Kunst.

Ich danke Herrn Gugerel – der Technik und der Finanz. Ich hatte so viel Hilfe!

Ich danke dem josephinischen Wolfgang Bandion für die Treue beim Ministrieren.

Vor allem aber danke ich unserer Kantorin! Frau Santi ist über all die Jahre hin zweimal, oft sogar dreimal in der Woche von weit draußen, irgendwo dort bei Hietzing, in den ersten Bezirk gereist und hat mit ihrer Stimme uns allen zur Andacht geholfen. Zum Gebet. – Frau Santi, ich schätze Ihre Professionalität außerordentlich, auch Ihre vornehme Diskretion – Sie waren nie eine Tratscherin! – und Ihren weltoffenen Glauben. Danke!

Den Hohen Kanzler als einen der Helfer in der Malteserkirche anzuführen, würde ich nicht wagen. Aber „Gönner“ und „Schutzherr“, so nenne ich ihn sofort. Staunend tue ich das, denn bis heute fasse ich es nicht, wie dieser wahre Ritter, der seinen Orden liebt (und an ihm leidet), wie dieser stolze, ergebene Ehemann und treue Vater, dieser firme Katholik, dieser Waidmann, dieser Vielbegabte, wie der mir 20 Jahre lang freundlichstes, unerschütterliches Wohlwollen bewahren konnte. – Mir, dem Unter-Franken, Ex-Mönch, dem Halb-Dichter und Fünftel-Rockstar, dem gelegentlich wuttobigen, meistens uneinsichtigen, oft klagenden Kirchenrektor. Danke, lieber Richard! Dich werde ich vermissen.

Werden Sie mich vermissen? Bestimmt. Aber nicht allzu lange. Die Malteser-Kirche wird ja weiter stehen, es wird einen neuen Kirchenrektor geben und dann wieder einen neuen und so fort. Die Montagsmessse und die Vesper wird es wohl nicht mehr geben, das ist schade (und bezeichnend für die Kirche von heute). Manche Leute werden diese Gottesdienste sehr vermissen, aber für die allermeisten ist der Verlust verwindbar. Und ohne elaborierten Blumenschmuck kann der Orden allemal leben, nicht wahr?

Was bleibt? Die Kirche. Das Credo, das Vaterunser, das Ave-Maria. Ich bleibe nicht… Aber ich bin Ihnen dankbar; ich denke, das wissen Sie. Viele von Ihnen waren so treu. Mich rührt Treue sehr.

Und nun? Geht es wohl in die Stille hinein, vielleicht in die Einsamkeit. So muss das wohl sein im Alter. Aber kennen Sie Snoopy, den coolen kleinen Hund der „Peanuts“, der gerne auf dem Dach seiner Hütte liegt und in den Himmel schaut? Dem sagt mal irgendein Schlaumeier: „An einem dieser Tage werden wir sterben“. Snoopy antwortet: „Ja, aber an allen anderen Tagen leben wir.“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

Johannesgasse 2 - 1010 Wien - Österreich | T: +43 1 512 72 44 | E: smom@malteser.at

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