Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Fest des hl. Alphons Maria von Liguori, 1. August 2022

01/08/2022 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Denken Sie an die Heiligen-Bilder, die Sie kennen. Die in den Kirchen und Kalendern. Diese Gestalten, stellen Sie sich so das „Salz der Erde“ vor? Das „Licht der Welt“? Nein? Auf wen passt „Salz der Erde“ und „Licht der Welt“ heute? Auf den Papst? Auf die Damen der Katholischen Frauenbewegung? Auf den Pater Karl? Auf die Ordensoberen in Rom? Vielleicht passt es ja auf Sie? Sind Sie „Salz der Erde“? Wann? In welchen Momenten?

Erstaunlicherweise gelangt Jesus von diesen Bildern – „Salz“ und „Licht“ – zum Begriff des Gesetzes. Kämen Sie auf die Idee zu sagen, das Gesetz sei das Licht der Welt? Das Gesetz Gottes sei das Salz der Erde? Was ist für Sie das Licht der Welt? Ist das die Musik? Oder sind das Ihre Enkelkinder? Oder doch das Gesetz Gottes?

Der Heilige, den wir heute feiern, Alphons-Maria von Liguori, war Jurist, Moraltheologe, Ordensgründer, Bischof; vom heute verpönten Papst Pius IX. wurde er zum Kirchenlehrer ausgerufen. Sympathie weckt das alles heute nicht. Egal. Was wirklich zählt: Der hl. Alphons hat es geschafft, dass die Armen ihn liebten und die Intellektuellen ihn ernst nahmen. Er half in materieller Not und in geistiger Not. Er half Menschen, die etwas zu essen brauchten und Menschen, die mit ihren Fragen nicht zurechtkamen. Er dachte nach und dachte neu. Er brach immer wieder auf.

Alphons der Teenager malt, spielt Cembalo und veröffentlicht einen Gedichtband; mit 16 promoviert er zum Doktor beider Rechte; die brillante Karriere scheint schon sicher. Aber dann verliert der junge Liguori einen aufsehenerregenden Prozess. Die Niederlage trifft ihn tief.

Warum nicht von gekränkter Eitelkeit sprechen? Das Gute eines Lebens fügt sich oft aus den Niederlagen und wenig schönen Motiven unseres Herzens.

Alphons-Maria beschließt sein Leben zu ändern: Er studiert Theologie. Zum Priester geweiht, macht er es anders als die meisten seines Standes damals: Er kümmert sich um die Menschen, um die in Not geratenen Mitbürger seiner Heimatstadt Neapel. Er hilft, aber er predigt auch. Als er einer Krankheit wegen aufs Land ziehen muss, öffnet sich ihm noch einmal eine neue Welt: die der Bauern, um die sich damals keiner scherte. Dann noch einmal eine neue Aufgabe und ein neuer Blick: 1762, er ist schon ein alter Mann, wird er Bischof einer verwahrlosen Diözese in der Nähe Neapels. „Vater der Armen“, nennen sie ihn dort. In den letzten Jahren seines Lebens sitzt er im Rollstuhl, halbseitig gelähmt, blind, aber voller Schaffenskraft und Zuneigung für die Menschen. Am 1. August 1787 stirbt er im Kloster Pagani bei Salerno. 1839 wird er heilig gesprochen, 1950 wird er Patron der Beichtväter und Moraltheologen. Alphons-Maria de Liguori hat als Moraltheologe Wirkung bis heute und ist bis heute umstritten. Die einen rühmen seine Milde, die anderen tadeln seine Enge.

Nach dieser kurzen Vita verstehen Sie: Dieser Mann stand bestimmt mitten im Leben. Er war Moraltheologe. Das bedeutet doch wohl: Einer, den die Frage umtreibt: Was ist gut? Was genau ist der Wille Gottes? Was meint das Gesetz? Das sind für ihn keine abstrakten Fragen. Was ist gut? das ist in seinen Augen die alltäglichste Frage überhaupt.

Auf die es nicht immer eine sichere Antwort gibt. Denn sehen Sie: Das Gesetz Gottes findet sich in der Natur und in der Offenbarung. Wer die Welt beobachtet und die Heilige Schrift studiert, kann den Willen Gottes erkennen. Aber jeder Mensch sieht und hört auf seine Art. Menschen verstehen manchmal gar nicht oder sie verstehen nur halb oder eben mit ihren Mitteln; Menschen haben Mühe, sich untereinander zu verständigen.

Sprechen, zuhören, fragen, entscheiden, das ist alles nicht leicht. Und so kommt es, dass der Wille Gottes in gewissem Sinn unklar ist. Wir müssen fragen. Wir müssen lernen. Wir müssen uns untereinander austauschen, und deswegen braucht es Lehrer. Das sind zuerst die Heiligen. Denn sie sind es, die die Gebote Gottes halten.

Der Heilige gibt sich Mühe, die Gebote Gottes zu halten. Er spürt, dass er es nicht kann. Er merkt, dass Gott ihm hilft. Er begegnet also Gott. Gott aber ist der, der Menschen verbindet. Deswegen kann einer, der Gott begegnet, nicht für sich bleiben. Die Verbindung mit Gott führt ganz von selbst zu den anderen. So lernen Menschen von einander, wie das geht: den Willen Gottes erkennen.

Das geht nicht ohne die Frage: Was ist gut? Das, was mir gefällt? Sicher nicht. Das, was derzeit alle gut finden? Sicher nicht. Was ist gut? Das, was zu etwas Gutem führt? Schon besser. Was ist gut? Das, was Gott will. Gott ist die Liebe. Also ist alles gut, was Liebe ist? Vorsicht. Wir geben schnell etwas als Liebe aus, was gar keine ist. Deswegen ist es besser zu sagen:  Gut ist, was zu mehr Liebe führt. Was der Liebe dient. Gut ist, was Gott will. Damit ist der Schritt weg von mir selbst gemacht. Weg von mir selbst: ein sicheres Zeichen der Liebe.

Was ist gut? Was ist das Gesetz Gottes? Diese Fragen machten den heiligen Alphons-Maria nicht starr, sondern beweglich. Abenteuerlustig. Fest und gütig zugleich. Ein Licht der Welt, das sich ausbreitet und hell macht.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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