Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Fronleichnam 2022

16/06/2022 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Ratlos? Oder wie gehen Sie nachher mit der Prozession? Leicht genervt? Skeptisch? Glücklich? Oder gläubig?

Ich spüre ja, dass es zwischen Ihnen und diesem Fest nicht einfach ist. Verständlicherweise! Die Leute griffen sich an den Kopf, als Jesus damals von der Eucharistie, von seinem Leib und seinem Blut sprach; und ganz bestimmt waren die Apostel irritiert am Letzten Abend: erst die verstörende Geste der Fußwaschung, dann die noch verstörendere Hingabe: „Nehmt und esst. Das bin ich.“

„Nehmt und esst, das ist mein Leib.“ Können Sie glauben, ja oder nein, dass Jesus Christus in der Hostie gegenwärtig ist? Also sozusagen durch die Straßen Ihres Dorfes getragen wird? An Ihrem Haus vorbei? Derselbe Christus, der vor 2000 Jahren durch die Städte und Dörfer seiner Heimat zog?

Sie wissen: Ich respektiere Ihren Glauben. Auch den Unglauben. Aber ich kann nicht gut durch die Windmühlgasse gehen und mir denken: „Ich glaube. Ob die glauben, ist mir doch egal.“ Wir sind doch eine Gemeinschaft, eine Kirche! Und der Glaube entscheidet Ihre Ewigkeit.

Ich weiß, es ist schwer zu glauben, was die Kirche von der Eucharistie lehrt. Es ist schwierig – und trotzdem einfach. Ich verstehe nicht, wie diese Verwandlung des Brotes und des (Mailberger) Weines zugehen soll. Aber ich glaube. Schon immer. Mein Leben lang. Ist das eine besondere Gnade? Oder kann ich das mit Ihnen teilen?

Natürlich kann man das Fronleichnamsfest auch ohne Glauben feiern. Viele tun das. Es ist eine schöne Tradition; es tut dem Zusammenhalt des Dorfes gut; es könnte sogar dem Fremdenverkehr guttun. Je schöner, desto berühmter.

Aber ohne festen, echten Glauben bekommt dieser Tag immer mehr feine Risse.

Es geht heute nicht um den Glauben an Gott. An Gott glaubt auch ein Muslim. Aber Fronleichnam kann ein Muslim nicht feiern. Noch nicht einmal ein Protestant. Calvinisten, Zwinglianer, Baptisten, Methodisten, Presbyterianer… alle diese christlichen Gruppen können Fronleichnam nicht feiern. Wie soll ein Zwinglianer in der Schweiz Fronleichnam feiern? Die schmeißen die Brotreste, die von ihrer Messe übrig sind, vor die Hühner (…). Wir geben den Rest in die goldene Monstranz und tragen ihn durch unsere Heimat, vorbei an liebevoll geschmückten Fenstern. Und an den mürrischen geschlossenen Fenstern der Häuser, in denen keiner mehr wohnt. In denen kein Katholik mehr wohnt.

Sie hier werden nachher durch Mailberg ziehen. Aber wie? Ratlos? Im Grunde ablehnend? Oder gläubig?

Als Katholik wie Sie bin ich überzeugt, dass Jesus uns in der Eucharistie mehr gibt als seine „geistige Gegenwart“. Er gibt sich selbst. Die Hostie symbolisiert nicht den Leib Christi; sie ist der Leib Christi. Brot und Wein sind wirklich Christus, auch wenn sie nicht wie er aussehen. Noch mehr: Christus ist nicht nur dann in der Hostie gegenwärtig, wenn wir glauben. Er ist gegenwärtig, unabhängig von unserem Glauben. Er handelt, er gibt, wir empfangen. Darum ist die Eucharistie kein magischer Zauber-Vorgang, sondern ein Geschenk. Das größte Geschenk der Welt. Das meine ich ernst.

Er ist da. In der Hostie. Haben Sie schon mal überlegt, einfach zu glauben? Irgendwann muss man abdrücken, die Jäger wissen das. Irgendwann muss man sagen: Okay, gekauft. Irgendwann musst du losgehen auf die andere Seite der Bar und fragen: „Trinken wir was zusammen?“ Warum erleben Sie diesen Moment nicht im Glauben? (Oder Sie erleben ihn und ich weiß bloß nichts davon.)

Also: „Ich glaube!“ Auch wenn es noch nicht ganz stimmt, auch wenn da noch ein Zögern ist oder ein Zweifel, sprechen Sie nachher, ganz für sich, diesen Satz: „Ich glaube!“ Und sehen, was passiert. Sehen, wie Sie dann durch Ihr Dorf gehen neben der Monstranz. Sehen, wie Sie die wahrnehmen, die mit Ihnen die Kommunion empfangen haben. Sehen, wie Sie dann auf Ihr bisheriges Leben blicken. Trauen Sie sich! „Ich glaube!“

Denken Sie die Holzgasse hinunter nicht an dies und das; denken Sie über das nach, was Sie sehen: Ihren alten Priester, der ein Stück Brot durch Ihr Dorf trägt. „Ja, ich glaube!“

Denken Sie vielleicht auch daran, dass Sie mit verantwortlich sind für das Bild, das die anderen vom katholischen Glauben haben. Denken Sie an die Muslime, die hier wohnen; an die Ausgetretenen. Sollen die sich bestätigt fühlen? Glauben Sie denen zuliebe. Ihren Kindern zuliebe. Ihren Freunden zuliebe.

Glauben Sie: Er ist da.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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