Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Christtag 2020

25/12/2020 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Mit einem Atemzug kann es passieren. Hautfarbe, Geschlecht, Herkunft, Geld: Vor dem Virus sind wir alle gleich. Gut so. Denken Sie sich, wie es wäre, wenn die Katholiken als Einzige nicht in Gefahr wären, als einzige niemanden zu beklagen hätten. Die Seuche hat uns einander nähergebracht, auf ungewohnte, oft ungelenke Weise, aber doch. Und weiter? Reicht das schon: in Gefahr zu sein, Angst zu haben, froh zu sein, wenn der Test negativ ausfiel?

Reicht das schon, vor dem Weihnachtsbaum zu stehen und gerührt zu sein? Für Christen nicht.

Sie sind Christen. Das bedeutet: Sie sind nicht bloß Opfer, Patienten oder Risiko-Gruppe. Auch nicht bloß Bürger, die es mit Politikern zu tun haben. Nein. Sie haben einen Auftrag. So wie „Kobra, übernehmen Sie!“ Denn es gibt Superschurken. Und es gibt die Guten.

Das ist die eigentliche Geschichte von Weihnachten: Alle darin haben einen Auftrag: Johannes, Joseph, Maria. Das Kind erst recht. Von Johannes heißt es: „Ein Mensch trat auf, der von Gott gesandt war.“ Und von Jesus: „Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht: Er hat Kunde gebracht.“ Das war der Auftrag Jesu: Kunde von Gott zu bringen. Hier haben Sie die Richtung, in die es geht…

Wer nur an Gewohnheiten festhält, wer die Bilder nur konsumiert – Maria, das Kind, die Hirten: Ende –, wer die Umgebung dieser Bilder vergisst, ihre Geschichte und den Sinn, den sie haben, der steht heuer blöd da. Weihnachten 2020 weinen Menschen um die Familienfeier, wirklich, und die Leute jammern um ein paar Raketen. Alles weg. Weihnachten ist nicht mehr konsumierbar: Das ist die Lehre 2020. Eine stille Lehre.

Glaubensbeobachter und Glaubensspieler gab es an Weihnachten lange genug. Machen Sie es anders! Das erste Weihnachtsfest war kein Familien-Fest; es gab gar keine Geschenke und acht Tage später auch kein Feuerwerk. Es gab nur Glauben und Nicht-Glauben. Und der Glaube war hoffnungslos in der Minderzahl. Diese paar wenigen Menschen am ersten Weihnachten waren ganz: praktische Not, inneres Hören, Tun des Auftrags. Johannes, Maria, Josef: In diesen Herzen waren Glaube, Vertrauen, große Hoffnung. Und die Frage: Was also ist zu tun? Ein Fest, das ohne diese Frage endet, ist ein gemütliches Beisammensein, aber kein Fest.

Das Kindlein in der Krippe wird groß werden. Dann wird es sagen: „Der Vater hat mich gesandt“ (Joh 5,37). Und zu diesem Vater im Himmel wird er sagen: „Siehe, ich bin gekommen, deinen Willen zu tun.“ – Liegt das im Bereich Ihrer Vorstellungskraft: dass es einen Menschen gibt, der von Gott gesandt ist? Haben Sie schon einmal überlegt, was in einem solchen Menschen vor sich geht? Haben Sie schon einmal gefragt: „Vater, was willst du, dass ich tun soll?“ Sie beten doch: „Dein Wille geschehe!“ Dann müssen Sie auch fragen, was dieser Wille ist, oder?

Es gibt welche, denen alles das nur zustößt. Menschen können wirklich wie Vieh sein, das getrieben wird. Das mault und brüllt, aber niemals handelt. Es gibt welche, die sich nur auflehnen. Bei manchen ist das albern, bei anderen heroisch, aber was hilft das? Und es gibt die, die sagen: okay. Es muss sein, ich bin bereit.

Aber was gibt den Mut? Was gibt die Kraft? Ich weiß gar nicht, ob diese Fragen was bringen. Einfach tun! Joseph saß nicht grübelnd am Bach. Er packte seine Frau und das Kind und zog fort. Weil es sein musste. Für mich ist es offenkundig, dass Joseph so handeln konnte, weil er glaubte. Aber ob er viel über seinen Glauben nachgedacht hat…?

Also: Ja! Und dann hinaus. Auf Menschen und Situationen treffen. Durchhalten. Durchziehen. Echte Christen sind Influencer, bevor es die im Netz überhaupt merken. Christen gestalten, aber nicht um Gestalter zu sein, sondern einfach, um Menschen Gottes zu sein. Schauen Sie in den Spiegel und fragen sich: Bin ich ein Mensch Gottes?

Es geht bei jenem Auftrag nicht um Macher und Gemache. Um mehr als Planung. Es geht um Reich Gottes. Die Welt ist tiefer als Sie denken. Sie kennen die Stelle aus dem Weihnachtslied: „In seine Lieb‘ versenken will ich mich ganz hinab…“

Und was ist konkret der Auftrag? Helfen? Beten? War Jesus nichts als ein großer Menschen-Helfer? Hat er vor allem gebetet? Ich denke nicht. Das erste Wort, das der Evangelist Markus von Jesus überliefert, lautet: „Das Reich Gottes ist nahe.“ Da haben Sie Ihren Auftrag: Glauben. Nicht irgendwas, nicht dieses oder jenes Dogma, sondern: „Das Himmelreich ist nahe. Mitten unter euch“, wie der Herr einmal sagt.

Wenn Sie von diesem Glauben her leben, gerade jetzt, dann werden Sie gestalten. Und die andern, die armen geängstigten Menschen werden es merken. Und Weihnachten wird leuchten.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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