Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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33. Sonntag im Jahreskreis, 15. November 2020. Hochfest des hl. Leopold

15/11/2020 


Die Predigt zum Anhören

33. Sonntag im Jahreskreis, 15. November 2020. Hochfest des hl. Leopold

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Das Talent war eine Währung. Für ein Talent bekamen Sie ein ganzes Segelschiff. Die fünf Talente, die der Mann seinem Diener anvertraut, sind also sehr viel Geld. Sogar der, der nur ein Talent erhält, hat viel in der Hand.

Bei uns heute ist ein Talent eine Begabung. Im übertragenen Sinn erzählt das Evangelium also von Menschen, die sehr viele Begabungen haben. Von Ausnahmen. – Eben nicht! Warum sollte Jesus hier von den Ausnahmen sprechen? Sie wissen doch, dass sich Jesus nicht für Ausnahmeerscheinungen interessiert, sondern für alle Menschen. Er sagt jedem etwas Wichtiges: Ihnen, mir, den Frauen, den Männern, den Kindern.

Dieses Evangelium sagt als Erstes: Was von Gott gegeben wird, ist unglaublich viel, bei jedem. Sie alle haben unglaublich viel empfangen. Was Sie daraus gemacht haben oder machen durften, ist eine andere Sache. Wie soll ein Mädchen, dem man sagt: Mädchen gehen nicht auf die höhere Schule, Mädchen helfen in der Landwirtschaft, wie soll ein solches Mädchen entwickeln, was in ihm steckt? – Fiel Ihnen übrigens aus, dass es in der ersten Lesung um die Frau geht, die Fähigkeiten aller Art hat, wirtschaftliche, soziale, erzieherische… Um eine Frau, die eben nicht verhindert ist?

Wenn Sie sich ausgebremst fühlen, verhindert, bescheiden, klein, dann sagt Ihnen dieses Evangelium als Erstes: Du bist eine Fülle, ein Überfluss an Gaben. Das sage ich nicht einfach so dahin: Ich weiß um die Begabungen in Mailberg, ahne die verborgenen Talente (Firmlinge). Sie könnten z. B. denken an die Unzahl der Wörter, die Sie kennen und sagen, die Millionen von Blicken in ihrem Leben, die Erinnerungen, die in Ihnen gesammelt sind, die Begegnungen, die Inspirationen, die Hoffnungen. Das lässt doch ahnen, wie viel in Ihnen ist! Denken Sie also nicht zuerst an das Nicht-Gewordene und Verhinderte, denken Sie eher: noch nicht! Denken Sie: endlich! Und kapieren Sie um Himmels willen, dass in der Kirche nicht zuerst verhindert wird, sondern geweckt wird (Charismentag).

Von Ihnen zurück zum Evangelium: Alle drei haben viel erhalten, aber sie gehen unterschiedlich damit um. Die interessanteste Figur ist der, der viel bekommt und nichts daraus macht. Er erhält, er wahrt den Besitzstand. Er bringt keine Frucht. Soll Ihre Pfarre so sein: erhalten, nichts sonst? Viele sogenannte Katholiken sind wie der Typ im Evangelium. Sie haben in der Taufe oder in der Firmung viel erhalten – und nichts daraus gemacht. Ich sehe sie und sehe wandelnde verpasste Chancen. Was dahinter steckt? Ich weiß es nicht. Bei dem Mann im Evangelium ist es eine Mischung aus Angst und Faulheit.

Und dann? Dann kommt die große Lektion: Wer nicht nutzt, was er hat, dem wird das, was er hat, genommen. Am Schluss hat er gar nichts mehr. Die hingegen, die haben und etwas daraus machen, denen wird gegeben im Überfluss! Trägheit bestraft sich selbst. Wer den Glauben nicht nutzt, dem wird der Glaube genommen (es ist nicht immer nur „die Kirche“ schuld).

„Mit dem Himmelreich wird es sein wie mit einem Mann, der auf Reisen ging.“ Wer ist dieser Mann? Gott. Gott ist auf Reisen. Eine Zeit lang weg. Gott greift nicht direkt ein. Gott schickt kein Virus, Gott nimm kein Virus fort. Er lässt uns Verantwortung. Gott erwartet, dass der Mensch etwas tut. Das Fest des hl. Leopold ist das Fest eines Mannes, der etwas getan hat. „Ich habe noch fünf Talente dazugewonnen.“ Dieser Mann trug nicht nur Verantwortung für sich selbst oder seine Familie, sondern für ein ganzes Land. Verantwortung hieß bei den christlichen Herrschern der Alten Zeit: Ich habe Verantwortung für das Wohlergehen der Menschen und für ihr ewiges Heil. Für das Himmelreich. Wenn es um das Himmelreich geht, dann vergeudet sein Talent auch der, der seine Begabungen nur fürs Geschäftemachen verwendet. Genau das hat Leopold nicht getan. Er hat auch an den Himmel gedacht, für sich und für sein Land. – Leopold III., Markgraf von Österreich, genannt „der Fromme“, „der Milde“, „der Freigebige“. Er stiftete Heiligenkreuz, Klosterneuburg und Klein-Mariazell. 1075 geboren, verheiratet mit Agnes, der Tochter des Kaisers. Sie hatten 17 Kinder mit einander, zwei große Bischöfe entstammen dieser Ehe. Der hl. Leopold war ein Mann des Glaubens und ein Herrscher, der zu regieren verstand in schwierigen Zeiten. Er starb auf der Jagd, am 15. November 1136.

Man muss nicht mächtig sein, schon gar nicht berühmt. Mein muss nur zu weit gehen. Das ist das Geheimnis des Talents. Es fragt: Bis wohin muss ich zu weit gehen? Das Evangelium sagt uns: Nicht die Menge ist entscheidend, nicht der Profit, sondern dass einer etwas wagt, statt nur Sachen und Ideen aufzubewahren.

„Sehr gut!“, sagt Gott zu den beiden, die etwas aus ihrer Gabe gemacht haben: die Freude Gottes über Menschen, die etwas tun. Die Freude Gottes über den heiligen Leopold, Patron Österreichs. Gott schütze Österreich!

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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