Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Hochfest der Aufnahme Marias in den Himmel, 15. August 2020

15/08/2020 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Hl. Geistes

„Leib“, „Seele“, „Himmel“: drei Begriffe, mit denen außer mir keiner etwas anfangen will. Leib, Seele, Himmel sind für Ihr Denken nicht wichtig. Aber wie können Sie dann Mariä Himmelfahrt feiern? Da feiern wir ja die Aufnahme der Gottesmutter in den Himmel „mit Leib und Seele“. So formuliert es das Dogma (und glauben Sie mir: Kein Dogma schwafelt etwas daher. Jedes Wort ist überlegt seit Jahrhunderten und es hat Gewicht für die Ewigkeit).

Noch ein Problem: Wenn einer fragt: Was ist das Wichtigste im Christentum? Was ist das Ziel? Was ist unbedingt zu glauben für alle Katholiken? dann ist die Antwort der Kirche: Dass Gott einer in drei Personen ist und dass der Mensch berufen ist, am Leben Gottes teilzuhaben. Das ist das Wichtigste. Warum weiß das niemand? Warum predigt kein Pfarrer darüber? „Dein Ziel ist, dass du am Leben des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes teilhast. Dass du in den Himmel kommst.“ Welche Religionslehrerin sagt das den Kindern? Wenn nun jemand sagt: „Lehre der Kirche? Ist mir wurscht“, dann weiß ich auch nicht weiter und lasse ihn stehen. Ich suche Menschen, die mit mir zusammen versuchen zu glauben, und zwar das, was die Kirche glaubt. Die mit mir zusammen richtig verstehen wollen.

Am heutigen Fest geht es um Maria, aber auch um uns: unseren Leib, unsere Seele und unseren Himmel.

Der Himmel: Das ist die Welt Gottes. Würde ich sagen. Aber hilft Ihnen das weiter? Denn was ist Gott für Sie? Von der Antwort hängt es ab, wie Sie den Himmel denken und ob Sie hineinkommen wollen. Für die am Stammtisch ist der Himmel ein Märchen oder etwas Langweiliges. Weil sie sich das ewige Lob Gottes nur als langweilig vorstellen können. Ich lasse wende mich ab. Hin zur Schrift und zur Kirche: Da finde ich meinen Glauben, nicht am Stammtisch.

Der Leib: Für die meisten ist der Leib das, was man anfassen kann, was alt wird, was krank wird. Aber der Leib ist doch mehr! Das sind z. B. die Sinne, die uns Zugang zur Welt verschaffen. Wir sehen, wir hören, und daraus entsteht die Kommunikation und daraus die Gemeinschaft. Wir können Gemeinschaft haben, weil wir einander sehen und hören. Das geht nicht ohne den Leib. – Achten Sie Ihren Körper!

Von der Seele spricht fast niemand. Heute sprechen alle von ihren Gefühlen, von Energien, von dem, was sie ganz stark spüren. Manche fühlen sogar, wer Corona hat und wer nicht. Das ist die gleichen Leute, die auch an Engel glauben. Aber an Engel, die nicht von Gott erschaffen wurden und nicht Gott dienen. Die also Götzen sind. Die meisten modernen Engel-Verehrer sind in Wahrheit Götzenanbeter. – Geben Sie sich Mühe, richtig zu glauben, vernünftig!

Was ist die Seele? Jede einzelne Seele wird von Gott aus dem Nichts erschaffen. Ohne Gott könnte die Seele, also der Mensch keinen Augenblick bestehen. Die Seele ist das, was den Menschen ausmacht. In der Seele sind alle Erfahrungen. Sie ist das Innerste des Menschen, das Wertvollste an ihm. Sie beseelt den Leib: Aus dumpfer Materie wird ein lebendiger menschlicher Leib. Die Seele ist unsterblich. Die Seele ist also etwas sehr Kostbares.

Und was wird aus der Seele und aus dem Leib? Die Hl. Schrift und die ganze Tradition der Kirche lehren: „Gott hat dem Menschen ein übernatürliches Ziel gesetzt.“ Wir haben ein Ziel, in der anderen Welt. Das ist unbedingt zu glauben und zu bewahren. – Was ist Ihr übernatürliches Ziel? Die Teilhabe am Leben Gottes. Gott erkennen und Gott lieben, das ergibt Seligkeit, Freude ohne jedes Maß und Ende.

„Übernatürliche Glückseligkeit.“ Übernatürlich, weil der Mensch sie aus eigener Kraft niemals erreichen kann. So wie wir jetzt sind, sind wir nicht geeignet für Gott. Zu Gott finden wir nur mit Gott. Maria kommt nicht von sich aus in den Himmel: Sie wird erhoben („Aufnahme“, nicht „Auffahrt“).

Der glückselige Mensch im Himmel sieht Gott, die Urschönheit, Quelle aller anderen Schönheit. Und deswegen sind die Menschen im Himmel im Guten gefestigt; so fasziniert von Gott, dass sie nichts Böses mehr denken und wollen können. Sie wollen nur noch schauen, anbeten und jubeln. Und das, der Genuss Gottes, soll langweilig sein?

Der Mensch bekommt im Himmel wieder, was er durch Blödheit und Niedertracht und Trotz verloren hat. Und bekommt noch mehr dazu. Unter einer einzigen Bedingung: Reue und Liebe.

Im Himmel werden wir frei sein von Gier. Wir werden alle Wahrheiten wissen. Keine Traurigkeit mehr. Kein Schwanken zwischen Gut und Böse. Gut zu sein, fällt nicht mehr schwer, denn der Selige will einfach, was Gott will. Seele und Leib, die im Tod getrennt wurden, sind wieder vereint. Der himmlische Leib wird dieselbe Gestalt haben wie in diesem Leben hier, aber ohne alle Defekte und Gebrechen. Er wird unsterblich sein, nicht mehr leiden können, sein wie der Leib des auferstandenen und verklärten Christus: behände und leicht, voller Leben, frei, licht und strahlend, weil die heilige Seele den Leib von innen her hell macht.

Die Seligen werden nur für Gott da sein und dabei doch einander tief verbunden. Jede Seele wird teilhaben am Hingerissensein der großen Liebenden, an der Geduld zahlloser Mütter und Väter, die nicht zu erschüttern war, an der Klugheit unzähliger heiliger Frauen, an der Weisheit der großen Kirchenlehrer, am Mut der Märtyrer. Der ganze Kosmos wird heimgeholt in den Glanz Gottes. Die Blumen dieses Festes sind ein Bild davon…

Wozu also dieses Fest? Um Maria zu ehren, die Königin des Himmels. Und damit Sie anders von sich denken (und von ihrem kranken Nachbarn auch). Damit Sie sich freuen auf den Himmel, auf sich selbst im Himmel und auf Gott. Und damit Sie sich entschließen, alles zu tun, um hineinzukommen.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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