Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Dienstag der 28. Woche im Jahreskreis, 16. Oktober 2018

16/10/2018 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Wenn ihr euch beschneiden lasst…“ Wer das hört, muss doch denken: „Männersache – Judensache – erledigt. Was Paulus da schreibt, spielt für mich keine Rolle.“ In der Tat, die Beschneidung ist nicht mehr unser Problem. Damit ist aber nicht alles gut. Denn Paulus schreibt ja auch noch dies: „Wenn ihr also durch das Gesetz gerecht werden wollt, dann habt ihr mit Christus nichts mehr zu tun.“ Sollten wir wirklich Christen sein, die mit Christus nichts mehr zu tun haben?

Wodurch wollen Sie vor Gott bestehen? Das ist die Frage, um die es Paulus geht. Es geht bis heute um sie. „Wenn ihr also durch das Gesetz gerecht werden wollt“, heißt in unsere Sprache übersetzt: Wie will ich vor Gott bestehen? Wie gestalte ich mein Verhältnis zu Gott?

Aber stellt sich Ihnen diese Frage überhaupt: Will ich vor Gott bestehen? Glauben Sie, dass Sie Ihr Verhältnis zu Gott gestalten können oder müssen? Oder gehen Sie davon aus, dass alles längst geregelt ist? Dass Sie gar nichts mehr unternehmen müssen, um vor Gott zu bestehen? Ist eh alles klar, kein Problem? Da ist Gott, da sind Sie; Gott liebt Sie, alles gut. Wenn das so wäre, gäbe es gar keine Frage mehr. Wenn da aber kein Automatismus ist, wenn Sie etwas tun müssen, um Gott zu gefallen, dann ist die nächste Frage: Was? Was muss ich tun, um das Gefallen Gottes zu finden? Um von Gott geliebt zu werden? Was muss ich tun, um gerettet zu werden?

Die landläufige Antwort lautet: Ich muss ein guter Mensch sein. Gutes tun. Den Armen und Kranken helfen. Verzeihen. Nicht lügen. Auch beten. Ich muss mich anstrengen. Die landläufige Antwort ist falsch. Sie ist sogar häretisch. Ketzerei. – Ich weise auf diesen Aspekt hin, weil in der Kirche plötzlich wieder über die Frage „häretisch? Nicht häretisch?“ diskutiert wird. Ich versichere Ihnen: Im Grundbestand der landläufigen Meinungen zum Glauben wimmelt es nur so von Häresien. Die meisten Christen sind z. B. Pelagianer. Pelagianer sind die, die sagen: Der Mensch kann das Heil allein erlangen, wenn er sich anstrengt. Er braucht dazu nicht wesentlich die Hilfe Gottes. Der Pelagianismus wurde von der Kirche als Ketzerei, Irrlehre, Häresie verurteilt. Die Kirche hält dagegen (und kommt dabei eindeutig von Paulus her): Unsere guten Werke bewirken nicht das Wohlgefallen Gottes. Das würde nämlich bedeuten: Was wir tun, hat Einfluss auf den Unendlichen. Anders gesagt: Gott wäre von unserem Tun abhängig. Was wir tun, verändert den Ewigen Gott, in die eine oder andere Richtung.

Die Kirche lehrt: Unsere guten Werke sind nicht Bedingungen, sondern Konsequenzen. Konsequenzen der Erlösung. Weil wir erlöst sind, tun wir Gutes; nicht um erlöst zu werden. Weil wir erlöst sind, haben wir die Kraft Gutes zu tun. Wir können Gutes tun, weil wir die Gnade empfangen haben: die Kraft, Gutes zu tun.

„Wenn ihr also durch das Gesetz gerecht werden wollt, dann habt ihr mit Christus nichts mehr zu tun.“ Das bedeutet: Wer meint, er könne durch seine eigene Leistung, durch die feinsäuberliche Beobachtung aller Gebote gerecht werden, in den Himmel kommen, hat „mit Christus nichts mehr zu tun“. Er ist „aus der Gnade herausgefallen“.

„Wir erwarten die erhoffte Gerechtigkeit“, schreibt Paulus weiter „aufgrund des Glaubens“. Der Glaube empfängt die Gnade der Erlösung, dann, als Antwort, tut er die guten Werke. Die Werke des Gesetzes. Er wird „in der Liebe wirksam“. In der Liebe wirksam werden, den Armen und Kranken beistehen, das ist also nicht die Ursache unserer Erlösung, sondern die Antwort.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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