Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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28. Sonntag im Jahreskreis (B), 14. Oktober 2018 – Erntedank

14/10/2018 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Mitten in den Reichtum des Sommers hinein, mitten in die Lieder des Dankfestes, in die Arbeit der Ernte und des Verwertens, Verkaufens und Verbrauchens, mitten in all das hinein sagt einer: „Geh! Verkaufe! Gib!“ Oder meinen Sie, Jesus habe das nur ein einziges Mal gesagt? Nur zu diesem einen Mann damals? Seine ruhige Stimme sagt das bis ans Ende der Welt: „Geh! Verkaufe! Gib!“

Was ist ein Fest? Ein Fest ist ein Aufbruch. Jedes Fest weist über sich selbst hinaus. Und kein Fest wird schiefer, falscher, keines verkümmert schneller als der Erntedank, wenn er nur bei sich bleibt. Wenn wir nur bei diesen Gaben hier bleiben, wenn wir mit diesen Kindern nicht weiterziehen, dann ist es schade um die Mühe. Dann wird alles müde schmecken, falsch, schwer wie ein spätes McDonalds-Essen am Morgen danach.

Denken Sie an die Feste Jesu, von denen wir wissen: die Hochzeit zu Kana, das Letzte Abendmahl, der Ostertag: Immer sind es Momente, in denen etwas Großes aufbricht aus unscheinbaren Dingen und Gesten heraus. Immer verstehen die Menschen, die dabei sind, etwas ganz neu. Deswegen will ich Ihnen eine Frage stellen. Die Frage lautet: Wäre die Ernte schlecht gewesen, wären wir arm, lebten wir in Not oder Krieg, würden wir da dennoch danken? Und für was?

Meine Frage soll Sie wegführen von diesen Erntegaben und Geschenken. Sie sollen die Kinder bei der Hand nehmen und weiterziehen, Sie mit diesen Kindern: ins Innere hinein. Sie sollen nachspüren: Was macht mein Leben lebenswert? So wichtig die Ernte ist, „die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit“, da werden doch noch ganz andere Dinge sein. Macht Ihr Kind Ihr Leben lebenswert? Ihre Enkel? Ihr Partner? Die Musik? Die Anerkennung der anderen? Die Freude am eigenen Körper? Macht Ihre Arbeit Ihr Leben lebenswert? Was haben Sie erlebt, letzte Woche, was haben Sie gesehen, wo Sie erkannten: Mein Leben ist lebenswert?

Was Sie erkennen werden: Es ist sind nicht nur materielle Dinge, die Ihr Leben lebenswert machen, sondern auch geistige. Erlebnisse, Einsichten, Begegnungen… Erntedank, wo er in einer Kirche gefeiert wird, lenkt den Blick über Äcker und Weingärten hinaus.

Was war heuer Ihren Seelen-Ernte? Ihre Herzens-Ernte? Ihre Geistes-Ernte? Was haben Sie gelernt? Was hat Sie berührt? Wie ging es Ihrem Herzen? Was legen Sie heute unsichtbar vor den Altar? Welche Gebete? Welche guten Taten? Legen Sie das hin, was Sie ertragen haben; das, was noch offen ist; Ihr Gebet; das gute Wort und das wahre Wort, die Erkenntnis und den Austausch, das Gebet, die Versöhnungen, die Wünsche, das Gebet. Geben Sie das alles hin. Denn auch dazu sagt Ihnen einer: „Geh! Verkaufe! Gib! Behalte nicht für dich! Lagere das alles nicht ein in irgendeinen Keller, sondern gib es!

Erntedank ist nicht das Fest des Sammelns und Behaltens. Sondern des Loslassens und Weiterziehen. Seien Sie keine, die mit Gott Handel treiben: Ich gebe dir, Gott, dies, damit du mir jenes gibst. Das ist unseres Gottes unwürdig und das ist des Menschen unwürdig. Christen sind keine Krämerseelen. Wir Christen danken nicht nur dann, wenn alles gelungen ist; wir danken nicht, um dann behalten zu können. Christen sind keine, die Speicher anlegen.

Es sind Männer und Frauen, die Jesus nachfolgen.

Da blickt uns einer an und sagt: „Geh! Verkaufe! Gib! Komm! Folge mir!“ – Ein Erntedank, der geistig unfruchtbar bleibt, wird ein schiefes Fest. Gelungen ist das Fest, wenn es zur Nachfolge führt, wenigstens zur Begegnung mit Jesus. Denn wir wissen ja nicht, was schließlich aus dem Mann wurde, was die Worte des Herrn ihm getan haben: „Geh! Verkaufe! Gib! Folge mir!“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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