Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Christmette 2017: Der Weg zum Körper

24/12/2017 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Etwas. Ein Ding. Fleisch. Körper. Atem. Wärme. Ein Blick aus zwei hellen Augen. Leben. Da liegt ein Kind. Ihr Väter! Ihr Mütter! Da liegt ein kleines Kind! „Seht an… nicht ‚das Lamm Gottes’, seht an den Körper Gottes, „der wegnimmt die Sünde der Welt“. Gott ergreift den Körper, und der Körper wird der Platz Gottes. Die Welt, dieser große, große Körper leuchtet. Leuchtet neu seit jener Nacht.

Was sagt ein neugeborenes Kind? Nichts natürlich. Es schläft, es schreit, es schaut. Es kann nicht reden. Das Meiste von ihm wissen wir nicht, nicht einmal die Mutter oder der Vater. Sie haben das Kind nicht gemacht, es ist nicht ihr Besitz. Wenn ich recht verstehe, ist trotz neun Monaten Schwangerschaft und trotz Wehen die Geburt selbst ein Staunen, immer. Mit einem Mal: Das Kind ist da. Er ist da. Das ist Weihnachten.

Was sagt mir, dass Sie da sind? Ihr Körper, Ihr Leib. Ihre Augen, Ihre Stimme, Ihr Herzen und Hände. Sie sind da. Auch das ist Weihnachten.

Das Kind sagt nichts, – und teilt doch mit: Ich brauche euch. Ich habe Hunger. Ich lebe! Ich werde. All das. Aber zuerst teilt dieses Kind mit: Ich bin. Und was ist sein Argument? Sein Körper. Ohne den Leib ist es nicht, und ohne den Körper sind wir nicht. Weihnachten ist: Körper. Das Christentum ist die Religion der Sinne; des Fleisches. „Und das Wort ist Fleisch geworden.“ Der zentrale Satz. Die Religion, die vom Körper gewordenen Gott erzählt… der atmen kann, essen, trinken, lieben, feiern, schuften, wachsen und schwinden, der sterben wird, der sehen und singen wird, laufen, sitzen, warten… Und auferstehen. Das ist die Message von Weihnachten.

Sie sind frei. Sie können abwinken, Sie können zweifeln, widersprechen. Sie können aber auch nachgeben. Sie können glauben. Anbeten. Und dann geht es los, das echte Leben des Gläubigen mit allen Dimensionen. Alles geht aus vom Körper, von den Dingen, die Sie sehen, berühren, riechen können.

Der Körper ist da und braucht ein Haus; mehrere Häuser geben ein Dorf. Mailberg beginnt mit Körpern. Der Körper braucht Berührung. Lust. Hier ist der Anfang und Grund Ihrer Ehen und Partnerschaften. Der Körper wird krank, wird alt: Anfang und Grund der Sorge für einander. Alles, was so menschlich ist, so konkret, alles das wird heute göttlich. Das Kind in der Krippe sagt dir: Das Greifbare, Einfache, Natürliche, die Welt, die wir sehen, in der wir leben, mit Körper und Geist, diese Welt wird zum Ort der Erlösung. Gott wirkt kein Wunder. Er wird Mensch, Körper.

Ich wünsche mir so sehr, dass Sie Ihre Welt von dieser Nacht an mit anderen Augen sehen! Das ist entscheidend. Für das ganze kommende Jahr. Denken Sie neu! Nicht immer das Gleiche. Die meisten denken immer das Gleiche. 358 Tage lang. Jeden Tag mehr. Routine. Dann aber, am 25. Tag des letzten Monats: die Botschaft. Das Neue. Es kommt von Ihrer Kirche. Die sagt: Ein Kind ist euch geboren, in dieser Welt. Ein Erlöser ist euch geschenkt.

Schauen Sie genau hin: Sehen Sie, was in dieser Welt geschieht? Die Leute sehnen sich nach Erlösung. Erlösung von den Problemen dieser Welt. Sicherheit. Und dann wählen sie Kern, Strache oder Kurz: Männer, die Erlösung versprechen. Veränderer, die vor Veränderung schützen sollen. Die dafür sorgen sollen, dass alles bleibt, wie es ist oder wird wie früher. Das sehen Sie. Und dann vergleichen Sie diese Messiasse von heute, die smarten, charmanten, schlauen Männer mit dem Messias im Stall von Bethlehem…

Die Zukunft dieses Dorfes mit allen seinen Häusern und seinen Kirchen, mit seinen Lebenden und seinen Toten; der Zusammenhalt unter uns; das, was Sie schmerzt, was Sie antreibt, das, was Ihnen Lust bereitet: alles Orte der Gnade. Orte, an denen Gott wirkt. Die Hirten laufen; die Hirten sehen; Maria wickelt in Windeln; Engel singen; Josef sorgt für alle: in all dem ist Gott. Weihnachten heiligt die Welt; das ist der Punkt.

Ist das zu fromm? abgehoben? Ist es nicht! Es stehen zwei Lager gegen einander. Die, welche die Welt ansehen als etwas, das man sich greifen kann. Das man besitzen kann, verderben kann: Was interessieren mich die anderen? Was scheren mich die kommenden Generationen? Die, die nur aus Ellenbogen und Bauch bestehen nehmen sich das Klima, die Pflanzen, die Tiere, den kleinen Besitz der Armen, die Zukunft der Kinder, sie nehmen sich das Denken, das Sehen, die Beziehungen, die Heimat.

Ihnen gegenüber stehen die, die glauben: Am allerersten Weihnachten, da wurde die Welt göttlich. Sie wurde kostbar. Denn Gott ist in unser Fleisch gekommen.

„Seht an den Körper Gottes, der wegnimmt die Sünde der Welt.“ Nicht irgendwie, nicht irgendwo. Das Böse kommt aus den Herzen und verfestigt sich in die Strukturen der Menschen. Deswegen muss auch die Erlösung im Herzen beginnen. Deswegen wirken alle Sakramente im Herzen, in Ihnen – oder gar nicht. „Jedes Mal, wenn wir zulassen, dass Gott durch uns andere Menschen liebt, ist Weihnachten. Ja, es wird jedes Mal Weihnachten, wenn wir unserem Nächsten zulächeln und ihm von Herzen die Hand reichen“ (cf. Mutter Theresa).

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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