Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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22. Sonntag im Jahreskreis (C), 28. August 2016 – Zu einer Taufe in Mailberg –

20/10/2016 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Das Gefühl, allein zu sein: Er wird es kennen lernen. Wir alle kennen es, und eines Tages wird es auch NN kennen (– wenn er es nicht schon erkannt hat; denn was wissen wir von der Seele eines kleinen Kindes?). Es gibt sie, die Stunden, wo alles uns zuruft: Du bist allein!

Nur eine einzige Stimme sagt das Gegenteil. Diese Stimme ist zu hören seit jenem Abend, als Jesus den Becher mit Wein nahm, ihn seinen Freunden gab und ihnen sagte: „Das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes.“

Genau dieses Wort ist mir in den letzten Jahren ein Trost geworden: „der Kelch des neuen und ewigen Bundes.“ Ich habe verstanden: Ich gehöre dazu. Ich gehöre zum neuen und ewigen Bund, den Gott mit den Menschen geschlossen hat. Dieser Bund ist ewig. Nichts kann ihn auflösen. Christus sagt mir: Ich habe einen Bund mit dir. Für immer.

Was er mir sagt, das sagt er auch NN. Und jedem anderen hier. Das ist gemeint, wenn es in der heutigen Lesung heißt: „Ihr aber seid hinzugetreten zur Stadt des lebendigen Gottes und zu Jesus, dem Mittler des neuen Bundes.“ Das ist die Taufe. NN wird jetzt gleich zum Mittler des neuen Bundes treten, zu Jesus. Und zur „Stadt des lebendigen Gottes“, zur Kirche, zur Gemeinschaft aller Christen und Christinnen.

Gabriel wird sich vielleicht, wie wir alle, einmal allein fühlen. Aber er wird sich hoffentlich erinnern, wissen: Ich bin nicht wirklich allein.

Die Taufe ist ein Bund. Ein Bund zwischen Christus, NN und der ganzen Kirche. Wir reden im Alltag kaum von „Bund“, aber in der Bibel ist es ein ganz wichtiger Begriff. Der „Bund“: ein feierliches Bündnis, ein Vertrag zwischen Gott, einzelnen Menschen und ganzen Völkern. Gott schließt einen Bund mit Noah, dann mit Abraham, dann mit Israel.

„Wir gehören zusammen.“ Beim Bund mit Gott das ist das Erste. Das Zweite ist ein Auftrag. „Ihr werden Gott lieben, ihr werdet beten; ihr werdet Vater und Mutter ehren; ihr werdet nicht töten, nicht lügen, nicht stehlen, nicht neiden…“ Was am Berg Sinai begann, eintausend und dreihundert Jahre vor Christus, das beeinflusst unser Leben bis heute; noch die modernen Menschenrechte kommen von dorther – und wird jetzt wieder wichtig, jetzt, wo wir immer mehr mit Menschen zu tun bekommen, die töten, Frauen unterdrücken, es notwendig, normal oder lustig finden zu lügen, die andere bestehlen und sich gut dabei fühlen.

 

Und warum ein Bund mit NN und nicht mit irgendwem anderen? Die einfache (und niemals befriedigende) Antwort: Weil Gott es will. Gott hat sich die Juden ausgesucht, sein auserwähltes Volk; Gott hat sich die Kirche ausgesucht, Gott hat sich die Pfarre Mailberg ausgesucht. Heute sucht sich Gott den NN aus. Israel ist nichts Besonderes; die Pfarre hat keinen Vorzug; NN hat noch gar nichts geleistet. Es hat nichts mit Leistungen zu tun. Es ist nur der Wille Gottes. Von dem wir wissen: Er ist gut.

Deswegen bin ich auch für die Taufe kleiner Kinder und gegen die Devise: „Mein Kind soll einmal selber bestimmen, was es glaubt.“ Keine Angst, das wird ihr Kind so und so tun. Aber Eltern geben ihrem Kind alles Mögliche mit: Gene, Sprache, Denkweisen, Mentalitäten, ihr Art zu streiten und ihre Art, sich zu versöhnen und die Art, sich am Tisch zu benehmen. Eltern prägen ihr Kind – und ausgerechnet im Glauben meinen sie, einen freien Raum halten zu können? Wer sagt: „Mein Kind soll einmal selbst entscheiden“, der lehrt es jahrelang, ohne Worte: Der Glaube ist nicht wichtig; er kann sein oder auch nicht sein; sieh selber zu.

Und noch ein Grund: Die Taufe gerade eines Babys macht jedem hier klar, was der Bund zwischen Gott und den Menschen bedeutet. Die beiden sind nicht von Haus aus Partner. Der Mensch ist nicht gleich wie Gott. Sie werden Partner, weil Gott es will. Der Mensch wird von Gott geliebt, einfach so. Nicht weil er etwas geleistet hat. NN hat noch nichts getan, er hat noch nichts entschieden, – und Gott liebt ihn und schließt mit ihm einen Bund. NN ist ein Bild von uns allen.

Man kann ein Kind taufen, weil die Taufe dazu gehört. Das stimmt (noch.) Aber wenn es nur dabei bleibt, nur bei Kultur und Gewohnheit, kommt heraus: Langeweile. Ein langweiliger Glaube, der nicht wirklich etwas bringt; den man auch lassen kann. Aber wenn NN (alle diese Kinder!) mit unserer Hilfe entdecken, dass sie einen Bund mit Gott geschlossen haben, dann haben sie ein echtes, lebendiges Leben vor sich.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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