Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Christmette 2014

07/01/2015 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Da sind Sie! Müde, abgekämpft, festlich, hoffnungsvoll, skeptisch, gläubig und ungläubig. Vielleicht mit Groll im Herzen gegen irgendwen, vielleicht glücklich. Oder von Sorgen bedrängt oder heiter und gespannt, was kommen wird.

Da sind Sie, und es der Abend vor der Heiligen Nacht. Nacht des Glaubens. Einfacher, reiner Glaube und Glaube, der noch sucht, der Zeit braucht. Auch die Nacht der Ahnungslosigkeit. Und bald der Verweigerung: Herodes und die Priester, die dieses Kind fürchten. – Das Evangelium erzählt auch von Menschen, die nicht glauben. Jetzt nicht oder noch nicht oder nie. Und von denen, die glauben.

Maria. Eines der ersten Worte, das wir von ihr kennen: „Ja. Mir geschehe nach deinem Wort.“ Das ist der ganz einfache Glaube. Maria kommt nicht mühsam zum Glauben, sie glaubt immer. Weil sie durch und durch gut ist, ist ihr Glaube stark. Sie ist die Ausnahme. Aber uns nicht fremd. Ihr Glaube macht uns Mut. Sie kennt Sorgen und Schmerzen. Sie ist ein Mensch, der mehr schweigt als spricht (im Schweigen geschieht viel). Sie sieht, versteht, handelt.

Josef. Eher einer wie wir. Ein gläubiger Mann. Aber dass Gott ganz direkt von ihm etwas wollen könne, die Idee kommt ihm nicht. Er braucht viel länger als Maria, um zu verstehen und zu akzeptieren. Er stellt Fragen, muss Entscheidungen fällen, Wege machen und Erfahrungen. Sein Glaube wächst mit der Zeit.

Dann sind da noch die Hirten. Männer am Rand der Gesellschaft. Nicht-Sesshafte, Bewaffnete; mehr mit den Tieren als mit den Menschen vertraut. Erdige, die überrascht werden vom Einbruch des Göttlichen. Diese wilden Männer lassen sich ein, stehen auf, gehen los, sehen das Kind – und glauben. Die himmlischen Zeugen haben die Wahrheit gesagt.

Und schließlich die anderen. Die, die mit den Ereignissen dieser Nacht nichts zu tun haben. Die nichts ahnen, die Chancen verpassen, die sich verweigern. Sie machen und tun, geben Anordnungen, machen Politik, verwalten ihre Herberge, machen Türen auf und Türen zu, kassieren und legen sich schlafen. Zu den anderen gehören auch die, die Jesus einmal folgen werden. Sie sind schon da, aber sie wissen noch nichts. Eines Tages werden sie glauben.

Da ist also ganz Mailberg versammelt. Gläubige und Ungläubige. Solche, die schon glauben und solche, die noch glauben werden. Und solche, die vielleicht ihr Leben lang sagen werden: Nein.

Weihnachten, das sind entweder schöne Bräuche, die man mittut ohne nachzudenken, oder das Fest stellt Fragen. Gibt es die Wahrheit? Gibt es Gott? Brauche ich Erlösung? Was sind die anderen Menschen für mich? Glaube ich? Vertraue ich? Wem glaube ich?

Wem glauben Sie? Der Kirche offenkundig nicht mehr.

Wem glauben Sie? Christus selbst? Und denen, die wirklich leben, was er lehrt? Glauben Sie den Menschen von Weihnachten? Den Zeichen von Weihnachten? Die Frau. Der Mann. Das Kind. Die Nacht, die Engel, die Krippe, die Hirten… alles das spricht doch, erzählt etwas, verheißt etwas!

Kann das auch die Nacht einer Entscheidung werden? Eine Wende? Ein Anfang? Die Nacht, in der ein Weg beginnt?

„Glaube ist: Feststehen in dem, was man erhofft“ (Hebr 11,1). Es geht also um Ihre Hoffnungen. Wenn Sie nur machen und tun, aber nicht hoffen, dann kann Weihnachten nicht mehr sein als Familie und Festessen.

Im Glauben geht es um Wahrheit, um Hoffnung – und um Wagnis. Wer glaubt, der weiß nicht. Er lässt sich ein auf die Nacht des Glaubens, in der man manchmal nicht mehr erkennen kann, wohin der Weg geht. Glauben ist nichts für Feiglinge (s. handelnde Personen).

Wer glaubt, muss anderen vertrauen. Denen, die ihm erzählen. Deswegen sind wir zusammen hier: weil uns jemand von Glauben erzählt hat. Wenn in Ihnen kein Vertrauen mehr ist, dann wir das Glauben schwer. Glauben Sie, weil Sie es so gewohnt sind, oder weil sie jemandem vertrauen? Anderen Christen? Der Pfarre? Ihren Eltern? Andere Menschen können auf dem Weg zum Glauben helfen, Vorbilder sein, aber schlussendlich stimmt es, was der dänische Philosoph Kierkegaard sagt: Vieles kann ein Mensch für einen anderen tun, aber ihm den Glauben geben, das kann er nicht. Das kann nur Gott.

Deswegen muss das Vertrauen in andere Menschen irgendwann übergehen in das Vertrauen in Gott. Sie sind mündige Frauen und Männer. Kein anderer Mensch darf für Sie absolute Autorität haben. Vertrauen dürfen wir letztlich nur Gott. Deswegen macht der Glaube frei.

Die Menschen dieser Nacht sind Männer und Frauen, die Gott vertrauen. Maria weiß nicht, wie das alles gehen soll, was ihr der Engel sagt. Aber sie glaubt. So ist Glaube: fest und ungewiss zugleich, frei, vertrauensvoll.

Und der Glaube ist eine Frage an jeden Menschen. Die Frage von Weihnachten ist diese: Glaubst Du, dass Gott in Dir geboren werden kann?

Es kann sein, dass einer diese Frage hört und plötzlich weiß: Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen (Meister Eckhart).

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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