Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Montag der Karwoche 2015

22/04/2015 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

In ein paar Augenblicken verschwendet die Frau, wofür ein Landarbeiter beinahe ein Jahr lang ackern muss. Parfum im Wert von 300 Denaren. Wer es miterlebt, ist überrascht, verstört, schockiert. Nur Jesus nicht. Ganz ruhig, so souverän deutet er die Geste der Frau auf seinen Tod hin. Und verstört seine Umgebung schon wieder: Alle sitzen bei einem Festmahl zu Jesu Ehren (und er hat die Einladung angenommen), – da ist plötzlich der Tod im Raum. Ganz ruhig. So endet der Tag. Mit einem ganz neuen Bild des Schenkens, der Freundschaft und des Sterbens.

Nach dem Festmahl mit Freunden und der Geste verschwenderischer, dankbarer Verehrung, sehen wir Jesus in Jerusalem einziehen: der Sonntag der Palmen. Jesus, der König – anders als die Könige der Welt. Die werden von den Autoritäten der Stadt begrüßt, nicht von den Straßenkindern. Die Könige der Welt reiten auf einem Ross ein in ihre Stadt, nicht auf dem Fohlen einer Eselin. Jesus, ein König, aber anders, neu.

Und ein Herr und ein Meister, anders als die bisher. “Ihr sagt zu mir Meister und Herr, und ihr nennt mich mit Recht so, denn ich bin es.“ Dies sagt Jesus seinen Jüngern am Gründonnerstag, nachdem er ihnen die Füße gewaschen hatte. Ein Herr, die dient. Ein neues Bild also nicht nur des Königs, sondern auch des Dienstes.

 

Die Fußwaschung bereitet die Eucharistie vor, jenen Akt, in dem alle unsere Denkgewohnheiten endgültig gesprengt werden. Mit einer einfachen Geste. Mit Brot und Wein. Der Dienst bleibt nicht stehen bei sich selbst, sondern führt zur Hingabe. Der Dienst wird nicht einfach getan, erledigt, abgeleistet, er lebt von der inneren, völligen Hingabe.

Die sich wieder in ein verstörendes, skandalöses Bild kleidet: „Nehmt und esst, das ist mein Leib.“ Da gibt sich einer hin wie keiner zuvor. Ganz, real, „wirklich und wesenhaft“. Hingabe, damit andere leben können, aber in einer Tiefe, die wir nie nachvollziehen können.

Alles, was in dieser Woche geschieht, überfordert uns grenzenlos. Wir scheitern und werden weit.

Auslieferung. Das Schlüsselwort dieser Tage. Gott liefert seinen Sohn aus. Judas liefert Jesus den Juden aus. Die Juden liefern Jesus an Pilatus aus, und am Ende liefert Pilatus Jesus den Juden aus. Jesus weiß das: „Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert werden“, sagt er einmal (Mk 9, 31). Und das geht bis zum Schluss: „Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist.“ Jesus liefert sich dem Vater aus. Volles Vertrauen. Diese Welt wird gerettet, indem einer sich ausliefert. Diese Welt wird nur erlöst durch Hingabe.

Dass die Hingabe Jesu in der Eucharistie nicht nur in Worten und Gesten ist, beweist der Karfreitag. Das Kreuz löst die Worte des Abendmahles ein. Der Leib wird wirklich hingegeben; das Blut wird wirklich vergossen.

Die Hingabe zeitigt die Folgen, die ihr innewohnen: Der, der sich hingibt, wird fixiert. Jesus am Kreuz. Wer sich hingibt, hat keine Gewalt mehr über sich selbst, keine Souveränität mehr, nichts Eigenes mehr, keine Mutter mehr, keinen Freund mehr („Siehe da, dein Sohn“). Er wird der Mutter in den Schoß zurückgelegt; er wird in ein Grab gelegt; er wird uns in die Hände oder in den Mund gelegt bei der Kommunion, er wird im Tabernakel verborgen. Auslieferung … und Erhöhung

„Wenn ich erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen.“ Die Hingabe wird zur Macht. Erst die Hingabe entfaltet schöpferische, umstürzende Kraft. Der Ausgelieferte, der sich ausgeliefert hat, steigt auf aus dem Grab. Tritt ein in unser Herz in der Kommunion. Aufstieg und Eintritt. Der, der tot war, der so, auf diese Weise tot war, der lebt. Er fährt auf, er tritt ein, er zieht an sich… welche Kraft!

Kraft, die da ist, die bereit ist. Die wir glauben und bekennen: „Denn dein ist das Reich, und die Kraft und die Herrlichkeit.“ Kraft, bereit für uns. Die Kraft der Taufe ist keine andere als die Kraft der Auferstehung. Aber wir starten nicht, wir verweigern, wir machen eng und machen klein.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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