Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Montag der 31. Woche, 3. Nov. 2014

09/12/2014 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Ein Essen mit Armen, Krüppeln, Lahmen und Blinden – ich kann mir Schöneres vorstellen. Ich würde mich nicht freuen auf ein solches Abendessen. Damit ist mein Glaube schon qualifiziert. Auch die Position, von der aus ich zu Ihnen spreche: die Position des Gescheiterten. Ich werde den Forderungen Jesu nicht gerecht. Wie soll ich das bestehen?

Der führende Pharisäer, bei dem Jesus zu Gast ist, scheint ein reicher Mann zu sein. Er kann große Essenseinladungen geben. Jesus spricht mit einem Reichen über die Armen. Wer auch nur einigermaßen mit den Evangelien vertraut ist, sich erinnert an die Begegnung zwischen Jesus und dem reichen jungen Mann, an das, was Jesus vom armen Lazarus erzählt, wer vor Augen hat, wie Jesus selbst lebt, der weiß: Ein Reicher hat von Haus aus keine Chance, in den Himmel zu kommen. „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr…“

Zwischen den Zeilen des Evangeliums steht ein strenges Gesetz des Ausgleichs: Wer in dieser Welt Besitz und Ansehen hat, kann in der künftigen nichts mehr erwarten. Er hat seinen Lohn bereits empfangen. Bei allen Einwänden, die man nun erheben könnte, ist eines deutlich: Aus diesem Denken spricht die Hoffnung auf Gerechtigkeit. Endlich Gerechtigkeit für die, die hier nichts haben! Gott wird die Ungerechtigkeit des Lebens gut machen.

Gibt es noch Hoffnung für die Reichen? „Bei Gott ist kein Ding unmöglich“, sagt Jesus seinen erschrockenen Jüngern. Heißt das, die Reichen können bleiben, wie sie sind und gleichzeitig damit rechnen, dass Gott sie am Ende doch eintreten lässt? „Bei Gott ist kein Ding unmöglich.“ Er kann das Herz zu Reue und Umkehr bewegen. Darum geht es, nicht darum, dass Gott irgendwann ein Auge zudrückt. Die Chance der Reichen liegt nicht an der Himmelspforte, sondern hier und jetzt: Reiche müssen nicht reich bleiben.

Ist die Rede von uns? Oder nur von russischen Oligarchen? Was ist reich? Jesus definiert nicht, wann jemand reich ist. Es geht nicht darum, wie viel Geld einer hat, sondern darum, dass er sich von seinem Besitz nicht lösen kann. Reich ist der, der Jesus nicht folgen kann, weil er an seinen Besitz gebunden ist. Es geht also um Liebe. Um die Frage: Liebst du dein Geld mehr als mich? Ist deine Sehnsucht mit Geld schon gestillt? Jesus hat es auf unser Herz abgesehen. Liebe ist also der Weg, um in den Himmel zu kommen. Nicht Armut – und Reichtum noch weniger.

Es geht nicht um eine innerliche, fromme, private, intime Liebe zu Jesus. Eine Liebe, die keine größere, konkrete Gemeinschaft aufbaut, interessiert Jesus nicht. Daher sein Wort: „Wenn du ein Essen gibst, dann lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein. Du wirst selig sein, denn sie können es dir nicht vergelten.“

Jesus will Wachstum. Auf Anhieb wird das allen gefallen, denn Wachstum ist das erste Gesetz unserer Gesellschaft. Aber was soll wachsen? Wenn bei uns von Wachstum die Rede ist, dann heißt das: mehr Profit, mehr Geld, mehr karrierefördernde Fähigkeiten. Bei Jesus geht es um den Wachstum der Gemeinschaft. Er will uns nicht für sich allein haben, sondern nur in der Gemeinschaft der Kirche. Wenn nur Verwandte und Freunde sich treffen, dann ist das eine Gemeinschaft, die geschlossen ist und bleibt, wie sie war. Wenn aber die Armen dazu kommen, dann entsteht eine Gemeinschaft, die sich öffnet und wächst – bis in den Himmel („Auferstehung der Gerechten“). Der Reiche, der mit seinem Besitz so umgeht, dass die Gemeinschaft wächst, der hat eine Chance.

Kirche besteht nicht darin, dass einige etwas Frommes denken. Kirche kann erst entstehen, wenn Christen ganz real etwas Kostbares miteinander teilen: ihr Geld, ihre Zeit, ihre Fähigkeiten. Wenn die Hälfte der Welt hungert, geht es nicht um hochgeistige Beziehungen, sondern ums Geld. D. h um den konkreten Einsatz. Darum z. B. sich dieser Gesellschaft zu stellen, statt sich mit ein paar Seelenverwandten in edle Frömmigkeit zurückzuziehen.

„Wo dein Schatz ist, da ist dein Herz.“ Jesus macht jede Ausflucht unmöglich. Und er will das Herz. Er duldet nicht, dass wir sagen: meinen Glaube ja, aber nicht meinen Besitz (mein Geld, meine Zeit, meine Talente)! Jesus baut eine neue Gemeinschaft auf. Mit denen, die ihm nachfolgen.

Es gibt Situationen und Lebensalter, wo Gemeinschaft das Letzte ist, was einen interessiert. Heute nicht, morgen nicht. Aber übermorgen schon kann jeder auf eine Gemeinschaft angewiesen sein, die ihn nicht vergisst, die weiter reicht als bis zur Pensionierung. Das ist unsere Kirche. Allein ist der Weg nicht zu gehen. Nur gemeinsam will Gott uns – oder gar nicht.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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