Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Karfreitag 2013

29/03/2013 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes.Wenn einer Christ sein will, dann ist die allererste Entscheidung, die er fällen muss, diese: Ich interessiere mich für Jesus Christus. Die Kommunionkinder fangen an zu verstehen: Jesus ist wichtig. Die Firmlinge gehen einen Schritt weiter und entscheiden sich öffentlich für Jesus Christus. „Wir sind Christen!“ Die Christen, das sind die Frauen und Männer, die sich immer wieder entscheiden, Jesus nachzufolgen.
Wichtige Entscheidungen brauchen Stille und Konzentration. Der Karfreitagsgottesdienst beginnt mit der Großen Stille. Als Nächstes schildert der Karfreitag das Sterben Jesu. Ich denke jedes Jahr: Es ist doch seltsam, dass wir das anhören können, ohne dass unser Herz sich rührt. Dass wir fragen können: „Wie lange dauert das denn noch??“ Aber es ist schon richtig, wie die Liturgie es tut: An der Art, wie einer aufs Sterben zugeht, erkennen wir, was für eine Art Mensch er ist. Am Karfreitag erkennen wir, wer Jesus ist. Mehr als an Weihnachten, mehr als bei diesem oder jenem Wunder.
Jesus ist ein entschlossener Mann. Man tut ihm Gewalt an, aber er wird nicht von den Ereignissen getrieben. Er gestaltet sie. Er wird ungerecht behandelt, er wird gequält – und bleibt trotzdem er selbst. Der Herr. Er tut, was zu tun ist; er stellt sich dem, das bestanden werden muss. Wir Christen sollen keine Marionetten sein, sollen nicht nur reagieren, sondern entscheiden und unsere Entschlüsse durchtragen. Jesus ist ein Mann, der akzeptiert. Er akzeptiert das Leben, seine Berufung, jetzt das Urteil des Pilatus. Er träumt sich nicht weg. Er diskutiert nicht, muss nicht das letzte Wort haben, nicht Recht behalten. Jesus kann schweigen. Jesus ist ein Mensch, der durchhält. Dreimal fällt er unter der Last des Kreuzes zu Boden, sagt die fromme Legende. Sie hat etwas verstanden von diesem Menschen: Jesus folgt keiner Laune; er spielt nicht; er gibt nicht gleich auf. – Immer wieder, immer weiter, so muss die Kirche sein, so die Pfarre. Die Hoffnung nicht aufgeben, niemals! Jesus ist ein Mann, der Hilfe annimmt. Da sind auf dem Kreuzweg ein paar Menschen, die ihm helfen: seine Mutter mit ihrem Blick; Simon aus Cyrene, der ihm hilft, das schwere Kreuz zu tragen; die mutige Veronika, die ihm vor all den Menschen den Blutschweiss abwischt. Jesus ist einfach und demütig; er lässt sich beschenken. Er ist dankbar. Er ist zärtlich, noch in diesem Augenblick. Er schenkt Veronika sein Bild. Jesus lebt nicht für sich, sondern für andere. Noch auf seinem Kreuzweg ist er für andere da. Für seine Mutter. Er blickt sie tröstend an; er vertraut sie Johannes an, damit sie nicht allein ist. Das verstehen wir gut. Aber dass Jesus sogar für die weinenden Frauen da ist, das erstaunt uns wirklich. Er hat ein mitfühlendes Wort für sie, obwohl es ihm so übel geht, obwohl er solche Schmerzen hat, obwohl er gleich sterben wird. Solches Dasein für andere lernt sich nicht im letzten Augenblick; das muss man ein Leben lang üben. Wer nicht am Äußeren kleben bleibt, sondern auf das Innere des Menschen schaut, auf die tiefere Not, wie Jesus es tut, der kann leichter für andere da sein. Jesus ist ein Mann, der Einsamkeit aushält. Da geht es nicht um Heldentum; ihm gehen die Leute auch nicht auf die Nerven, so dass er allein sein möchte. Jesus geht in die Einsamkeit hinein, die so viele Menschen fühlen. Jesus wird einsam, damit keiner mehr einsam sein muss. Er erträgt er die Flucht der Apostel, den Abschied von Maria und Johannes und sogar die Abwesenheit Gottes. Wer von seinen Freunden verlassen wird, wer seine Liebe aufgeben muss, wer Gott nicht mehr spürt, wer alleine zu Hause sitzt, der weiß seit dem Karfreitag: Jesus ist immer da. Jesus begegnet der Schuld. Er weicht nicht aus. So viele werden schuldig an ihm, in diesen letzten Stunden noch. Aber bei ihm ist keine Rache, kein Fluchen, kein Schimpfen, keinerlei Bitterkeit. Nur Geduld und Liebe. Hier ahnen wir, was Erlösung bedeutet. So werden wir Christen an diesem Karfreitag.
Zum mündlichen Vortag bestimmt, verzichtet der Text auf exakte Zitierung und Angabe von Quellen. Er bleibt Eigentum des Autors. Jede Veröffentlichung und Vervielfältigung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. C. Martin

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