Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Hochfest der Unbefleckt Empfangenen Gottesmutter, 8. Dezember 2016

16/01/2017 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Maria durch ein Dornwald ging…“ – Nachdem der Engel ihr den großen Plan, den Weltplan Gottes verkündet hatte, ihr, dem jüdischen Mädchen, nachdem sie ja gesagt hatte und der Heilige Geist das Kind in ihr erschaffen hatte, nach alledem macht sich Maria jetzt auf den Weg. Sie hat eingewilligt – „Dein Wille geschehe!“ – und bricht jetzt auf. Nicht nur ins „Bergland von Judäa“, sondern immer weiter hinein in ihr Leben mit Gott.

Die Kirche auf der ganzen Welt feiert heute den Beginn dieses Lebens. Noch bevor Joachim und Anna wissen, dass sie ein Kind bekommen werden, hat Gott auf dieses Kind geschaut. Vom ersten Augenblick an ist Maria auserwählt. Gott schaut vom ersten Moment an auf uns. Für ihn ist jeder kostbar, von Anfang an. Nicht erst, wenn er etwas geleistet hat.

Gott hat Maria sozusagen von der ersten Zelle an auf ihre Aufgabe vorbereitet. Sie hat eine Aufgabe, die weit über die normale menschliche Kraft geht. Sehr viel Kraft haben wir Menschen ja nicht. Die Sünde schwächt den Willen, die Einsicht, die Liebe, die Treue, alles, nur den Egoismus nicht.

Marias Lebensaufgabe ist das reine, völlige, immerwährende Ja zu Gott. Das reicht weiter als die Geburt des Kindes in Bethlehem. Maria wird so viel erleben, was sie nicht versteht und kaum erträgt. Dennoch: ja. Sie ist berufen, auf ganz neue Weise zu leben. Jesus ist der Erlöser der Welt, und Maria ist das Ja der ganzen Welt zur Erlösung. Sie vertritt alle Menschen. Sie sagt ja für alle, glaubt für alle, betet an aller Stelle. Sie ist der sichtbare Anfang der heiligen Kirche. Das ist ihre Berufung.

Ohne die Hilfe Gottes kann keiner seine Berufung erfüllen. Eine Berufung ist immer etwas ganz Persönliches und übersteigt den Menschen doch. Um eine Berufung zu leben, braucht es Kraft, die nicht aus dem Menschen kommt. Das ist die „Gnade“ – Kraft von Gott. Wegen der Gnade trägt Maria ihr „kleines Kindlein ohne Schmerzen“ – wie es im Paradies gewesen wäre, hätten Adam und Eva sich nicht gegen Gott entschieden. Ohne die Sünde wäre das Leben nicht bitter und schwer, nicht traurig. Es wäre ernst und groß und froh. So würden Frauen auch ihr Kind tragen. Maria zeigt, wie es gewesen wäre und wie es einmal sein wird, in der neuen Welt.

Maria ist jetzt auf den Weg zu Elisabeth, ihrer Verwandten. Auch sie ist schwanger; auch ihr Kind gibt es, weil Gott eingegriffen hat, anders als bei Maria, ganz anders, aber doch. Zwei Kinder, die von Gott kommen. Beide Frauen brauchen jetzt Hilfe. Gott ist bei ihnen, und sie werden einander beistehen. Noch ein Bild der Kirche: Menschen, die einander beistehen, Menschen, die mit Gott sind.

Mit der Schwangerschaft beginnt die Heilung der Welt. Das Heil wächst heran. Es kommt Freude in die Welt. So hüpft das Kind im Leib Elisabeths – vor Freude! Freude, weil Jesus nahe ist.

Aber zuerst ist Maria auf dem Weg. Durch den „Dornwald“, singt das Lied. Wald ohne grünes Laub, dürr und trocken, verletzend, ungastlich. So ist die Welt geworden durch den Menschen und seine Sünden. Voller Dornen und Disteln, ohne wahres Leben, ohne Fülle, ohne Glanz, aggressiv, destruktiv (Gen 3,18; Is 5,6). Und da geht Maria hindurch. Sie hat keine Angst vor der Welt und vor dem Bitteren und Harten, das darin ist. Maria ist ganz ruhig. „Ich bin die Magd des Herrn.“ Und dann wird es wahr: Die Welt war ein Dornwald, nun wird sie Rosen. Immer mehr Rosen.

Unser Weg geht durch Dornen, Sie wissen das. Die Dornwälder gibt es immer noch, aber Gott sieht schon, dass sie abnehmen. Mit jedem Heiligen, mit jeder guten Tat, mit jedem Gebet, mit jedem Vertrauen: mehr Rosen. Indem Maria diese Welt betritt, beginnt die neue Welt zu blühen (Offb 22). Die Fülle beginnt, – als Maria Jesus in die Welt bringt. Die Dornwälder der Welt werden nicht ausgebrannt und nicht gerodet. Sie werden verwandelt. Das ist die Weise Gottes. Das Schöne, das in den Dornen verborgen ist, wird geweckt: Rosen. Dornen tragen Rosen: Natur und Gnade. So ist es auch mit dem Menschen: Das Gute in ihm wird geweckt und wächst zur Fülle; das Gefährliche in ihm, das Zweifelhafte wird geläutert; das Schlechte wird geheilt. Das geschieht durch die Gegenwart Jesu.

„… ein kleines Kindlein ohne Schmerzen, das trug Maria unter ihrem Herzen: Jesus und Maria.“ – Denken Sie nicht: „Maria und Jesus – das ist so fern!“ Es ist ganz nahe. Es ist nicht nur Maria, nicht nur vor langer Zeit. Jeder kann Jesus unter dem Herzen tragen. Der Dichter Angelus Silesius singt: „Ich muss Maria sein / und Gott aus mir gebären, / soll Er mir ewiglich / die Seligkeit gewähren.“ Jede Frau, jeder Mann, jedes Kind ist berufen, Jesus zur Welt zu bringen. Jesus im eigenen Leben Gestalt werden zu lassen, Jesus in die dornige Welt zu bringen. Damit sie blüht; „damit unser Leben sich erneuert und die ursprüngliche Reinheit wieder gewinnt“ (Vesper des Montags der II. Adventwoche).

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

Johannesgasse 2 - 1010 Wien - Österreich | T: +43 1 512 72 44 | E: smom@malteser.at

X