Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Gründonnerstag 2016 – Priestertum –

25/04/2016 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Warum haben Menschen Sehnsucht? Warum sehen Menschen Schönheit? Wozu gibt es die Traurigkeit? Warum ist der Tod manchmal tröstlich? Weshalb rührt uns ein Kind, und warum trägt uns Musik so weit fort? Warum ist der Rausch erhebend, und warum schreiben Menschen Lieder?Weil die Seele offen ist. Weil da Gott ist: der Vater.

Die meisten wissen davon nichts. Nur manchmal leuchtet es auf; Menschen spüren es, aber sie sind ratlos. Dann kommen Alltag, Lärm, Sorgen, – und alles ist wieder weg. Die Seele ist wieder vergessen. Zu.

Bei Jesus ist das anders. Was bei uns vage ist, verschüttet, nur manchmal aufscheint, das ist in Christus ganz klar, voller Kraft. Jesus ist mit jedem Gedanken ausgerichtet auf den Vater. Offen. Erst recht in den letzten Momenten seines Lebens: beim Abendmahl, am Ölberg, in den drei Stunden am Kreuz. Es ist, wie wenn alles, seine Feinde und sogar seine Freunde immer mehr in den Hintergrund träte und die Liebe zwischen Gott-Vater und Gott-Sohn immer klarer würde. „Dein Wille geschehe!“ Jesus vertraut dem Vater ganz und gar. Er will wirklich tun, was der Vater ihm aufträgt: Für diese Welt will er bis ans äußerste Ende der Liebe gehen. Denn erst wenn da einer ist, der wirklich liebt, wird alles gut.

Hier ein Gott, der die Liebe ist und da ein Mensch, – einer wenigstens –, der Gott aus ganzem Herzen liebt: Das ist Friede. Und das ist der Moment, in dem Jesus das Priestertum stiftet.

Überall, in allen Kulturen gab es Frauen und Männer, die den Auftrag hatten, die Verbindung mit den Göttern zu halten: Priesterinnen und Priester. Das taten sie, schlecht und recht; auf Menschenart eben. An bestimmten Tagen im Jahr, an heiligen Orten, nach bestimmten Vorschriften brachten sie Opfer dar. Opfer, das sind Geschenke für die Götter. Damit die Götter günstig gestimmt werden. Denn die Menschen hatten Angst vor den Göttern.

Dann aber kommt Jesus. Er hat keine Angst vor Gott. Gott ist ja sein Vater. Er liebt Gott – und wer liebt, will schenken. Am besten sich selbst. Die Paare hier kennen diesen Moment, wo einer sich dem anderen schenkt. Die Mütter kennen diesen Moment, wo sie sich ganz ihrem Kind schenken. Bei Jesus ist das kein einzelner Moment. Bei ihm ist es immer so. Er schenkt dem Vater nicht irgendetwas, sondern sich selbst. Jesus ist der einzige wahre Priester der ganzen Menschheitsgeschichte.

In der Hl. Messe heißt es: „Am Abend vor seinem Leiden nahm er das Brot… erhob die Augen zum Himmel, zu dir, seinem Vater, sagte dir Lob und Dank.“ Was Jesus da tut, tut er zuerst für den Vater. Das ist die große Richtung seines Lebens: zum Vater. Und dann tut er es für uns: Er „brach das Brot, reichte es seinen Jüngern und sprach: Nehmt und esst… das ist mein Leib.“ Jesus schenkt sich dem Vater und allen Menschen. Jesus ist die Mitte. So ist das Priestertum.

„Tut dies zu meinem Andenken.“ Die Kirche feiert am Gründdonnerstag die Einsetzung des Priestertums. Jesus stiftet heute das Sakrament der Priesterweihe. Jeder der getauft ist, jeder Mann, jede Frau, hat in seiner Taufe Anteil bekommen am Leben Christi. An dem, was Christus tut, an seiner Art zu denken, an seiner Aufgabe. Jeder Getaufte soll also in seinem Leben nachvollziehen, was Jesus beim Letzten Abendmahl tat: sich dem Vater schenken, für seine Brüder und Schwestern. Jeder Getaufte soll priesterlich leben.

Jesus hat uns in der Eucharistie das „Gedächtnis seines Leidens und seiner Auferstehung“ hinterlassen. Doch wir erinnern uns hier nicht nur an das Letzte Abendmahl. Wir nehmen daran teil auf geheimnisvolle Weise. Wir empfangen Jesus, wie ihn die 12 Apostel empfangen haben. Das geht, weil der Auferstandene lebt und da ist. Wir empfangen in der Kommunion die Kraft des Auferstandenen. Die Kraft, uns zu opfern: uns zu verschenken

Meine Aufgabe dabei ist, die Versammlung der Getauften zu leiten; ich soll Ihre Einheit untereinander und Ihre Einheit mit der Kirche der Apostel und der Kirche aller Zeiten erhalten. Aber opfern, das sollen wir alle zusammen.

Wir opfern also Gott, dem Vater: Priester und Priesterinnen. Wir schenken ihm unser armes Leben, Stück für Stück, Stunde für Stunde. Jesus hat uns gezeigt, dass das geht. Wenn sich Jesus an diesem Abend verschenkt, dann ist er die Liebe der Welt zu Gott. Wenn sich Jesus an diesem Abend ausliefert, dann ist er die Liebe Gottes zu Welt. Jesus ist die Mitte zwischen der Liebe Gottes zur Welt und der Liebe der Welt zu Gott. Die Welt, alles, was gut ist in dieser Welt, dankt Gott, mit Christus und durch ihn und in ihm. Und der Vater dankt dem Sohn und allen, die zu ihm gehören. Das ist die große Versöhnung zwischen Gott und den Menschen.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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