Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Christmette 2015

11/01/2016 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Die Weihnachtslieder wird es immer geben. Und die Weihnachtsmärkte. Weil Menschen manchmal Rührung brauchen, Traditionen und ein bisschen Freude. Aber die Christmette? Wird es die in 20 Jahren noch geben? Hier in Mailberg? Mit welchen Gläubigen? Mit welchem Priester?

In den USA gab es vor 30 Jahren 300.000 Ordensfrauen; heute sind es nur noch 45.000. In Österreich verlässt jedes Jahr ein Prozent der Katholiken die Kirche. Das macht in 20 Jahren 20 Prozent weniger Katholiken. Keiner, der wirklich nachdenkt, wird behaupten, das liege allein an den Pfarrern, am Zölibat oder irgendeinem Dogma. Würde ein Einziger in Mailberg den Herrgott mehr lieben, wenn es keinen Zölibat mehr gäbe? Wäre die Kirche am Sonntag voll? Der christliche Glaube verdunstet. Das ist nur eine nüchterne Feststellung. Weihnachtsmärkte sind nie nüchtern, aber die Feste der Christen haben immer eine nüchterne Seite. Weil sie echt sind.

 

Viele können gut ohne Christmette leben. Ihnen reicht es vielleicht zu wissen, dass es diese Gottesdienste noch gibt. Aber wie wird das sein, wenn es den Sonntag nur noch im Stephansdom gibt oder am Fernsehen?

Weihnachtslieder und Weihnachtsdekorationen sind hübsch… aber echt? Es sind eher Fluchten aus dem echten Leben. Wer eines Tages versteht und das Echte sucht, dem wird aufgehen, dass es hier das Echte gibt. In der Kirche. Das Wort Gottes ist echt. Die Gemeinschaft hier ist echt. Vielleicht weil Christus jetzt wirklich „mitten unter uns“ ist, wie es in der Bibel heißt?

Man kann ganz gut ohne das Echte leben. Ziemlich lange sogar. Aber dann spürt man: Es fehlt etwas. Da ist Neugierde, aber kein echtes Verstehen. Da ist Vergnügen, aber keine echte Freude. Echte Weihnachtsfreude wäre ja stark. So stark, dass sie den Alltag verändern kann zum Guten. Das spürt man. Und dann sieht man ein: Ich muss etwas tun! Christliche Feste verändern etwas.

Ich denke viel über all das nach. Ich denke viel über Sie nach. Was kann Ihnen dieses Fest Gutes tun? Viele, viele Gedanken, und es wird von Tag zu Tag komplexer. Oft bin ich ratlos. Und da, mitten in alldem, höre ich die innere Stimme, die mir sagt: Geh zurück, immer weiter zurück, bis zu jener Nacht, derentwegen es heute Weihnachten gibt. Die Nacht der Geburt Jesu. Was siehst du dann?

Ich sehe etwas sehr Einfaches: eine Frau, einen Mann und ein neu geborenes Kind. Das ist alles. Dann ein paar Leute. Die Hirten. Ein paar wenige Menschen um ein neugeborenes Kind. Das ist das erste, das echte Weihnachten. Einfach.

Dazu höre ich Worte wie dieses: „Heute ist euch der Erlöser geboren.“ Den Worten der Bibel kann ich natürlich glauben oder nicht. Wenn ich der Heiligen Schrift glaube, dann komme ich über kurz oder lang bei ihm an: bei Christus – und bei mir und meinen Hoffnungen. Und das ist, recht besehen, alles, was ich Ihnen bieten kann; was die Kirche Ihnen bieten darf. In all den Fragen, Problemen, Wünschen dieser Tage habe ich nur diese Gestalt anzubieten: Christus.

Und was bietet Christus Ihnen? M. a. W. was erhoffen Sie vom Leben? Kann das christliche Weihnachten irgendeiner Ihrer Hoffnungen erfüllen? Reichtum, Ansehen, Gesundheit, Frieden in der Welt? Fehlanzeige. Auch wer an Jesus glaubt, wird krank. Friede war immer nur eine Zeitlang. In jeder Familie, in jedem Dorf, in jedem Erdteil wird irgendwann der Krieg erklärt. So sind die Menschen. Christus ist anders.

Die Weihnachtsgeschichte erzählt von einem unerhörten Ereignis: Gott ist Mensch geworden. Sie berichtet im Kern von einer Weltrevolution. Das Bild von Gott, das Bild vom Menschen, die Werte, die Hoffnungen: Alles hat sich dadurch verändert. Und dass die Weltrevolution von einem Kind ausgeht, dass die Wende der Welt ausgerechnet in einem Stall passiert: Hammer!

Christus ist anders. Mensch und Gott. Bei ihm: Kein Schmarren, niemals. „Worte, die nicht vergehen.“ Die ein Leben tragen können, auch in schweren Zeiten. – Bei Christus ist Wahrheit, keine Lüge. Das erste Gebet der Mette nennt ihn „das wahre Licht“. Das echte Licht. – Jesus: einer, der sich nicht korrumpieren ließ. – Bei Christus ist: Gerechtigkeit – Barmherzigkeit – Gemeinschaft, Zusammenhalt – Trost (Lesung: ein verängstigtes Volk wird getröstet).

Und in der Tat: Auf diesem Kind ruhen die Hoffnungen vieler Menschen auf dieser Erde. Sogar die größte und tiefste Hoffnung von allen: dass mit dem Tod nicht alles aus ist. Dass es eine Perspektive über das hier hinaus gibt. Auferstehung. Das gehört auch zu Weihnachten.

In der Lesung hießt es: „Man freut sich in deiner Nähe.“ Das ist die Zusammenfassung: In der Nähe Jesu ist es gut. Lebendig. Die echte und wahre Liebe hätten wir ohne Weihnachten nie kennen gelernt. Man freut sich in seiner Nähe – und beginnt zu handeln. Zusammen mit anderen. Alle zusammen fragen sich: Was können wir tun, dass die Menschen heil werden? Und sie probieren neue Wege aus. In einer gläubigen, tätigen, zuversichtlichen, missionarischen Pfarre.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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