Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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8. Sonntag im Jahreskreis, 1. / 2. März 2014

17/03/2014 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Männer reden und telefonieren nicht so gern; Frauen schon. Daraus ergibt sich das schmerzhafte Telefon-Spiel: „Ruft er an?“ – „Warum ruft er nicht an?“, fragt sich die Frau und fragt es ihre Freundin noch einmal. Und der Mann überlegt: „Kann ich sie anrufen, einfach so? Oder bin ich dann sofort in der Beziehungsfalle?“

Dieses „Warum ruft er nicht an?“, das die meisten kennen (und sei es nur aus dem Kino), ist die Vorstufe zu der Frage, die in der Lesung anklingt: „Hat er mich vergessen?“ – Die Urangst: vergessen zu werden. Wer je meinte, wenigstens in Glaubensdingen bleibe ihm der ganze Beziehungsstress erspart, sieht sich heute getäuscht. „Gott hat mich vergessen!“, klagt Zion. Und Gott antwortet: „Ich vergesse dich nicht!“ – „Und wenn eine Mutter ihr eigenes Kind vergessen könnte, ich vergesse dich nicht!“

 

Da sind zwei in einer Beziehung, und die Beziehung läuft schlecht. Der eine – Gott – meldet sich nicht. Er ist nicht da, wenn man ihn braucht. Er hilft nicht so, wie er helfen sollte. Und sofort fragt sich der andere – der Mensch – : Hat Gott mich vergessen?

Immerhin nimmt Gott die Frage nicht übel; er nutzt sie auch nicht aus, um sein Spiel zu treiben, wie es Menschen in Partnerschaften gerne tun: kleine oder größere Machtspielchen. Nein, Gott antwortet. „Ich vergesse dich nicht!“ Warum brauchen wir so viel Sicherheit und so viel Bestätigung?

„Sorgt euch nicht!“, sagt Jesus seinen Leuten. Vordergründig spricht er von den materiellen Dingen (um die wir uns ja den ganzen Tag Sorgen machen); aber in Wahrheit geht es um das Gottvertrauen. „Sorgt euch nicht: Gott kann euch nicht vergessen.“ Habt Vertrauen! Traut euch, den großen Sprung zu machen! Helft einander dabei!

Gar nicht so einfach. Denn Gott schweigt. Und wer in einer Beziehung schweigt, in Worten und Gesten, macht sich verdächtig: Liebt der wirklich?

Gott schweigt. Da ist keine laute Stimme zu hören. Kein eindeutiges Eingreifen zu sehen. Er lässt sogar – so das letzte Sonntagsevangelium – „seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten und regnen über Gerechte und Ungerechte.“

Was bedeutet es da eigentlich, dass Gott uns liebt? Uns nicht vergisst? Christen in Afrika z. B., die dieses Evangelium von der Sorglosigkeit hören, können die sich nicht zu Recht fragen: Sorgt Gott nur für die reichen Völker?

Es geht Jesus nicht um gedankenlose materielle Hippie-Sorglosigkeit. Ihm geht es um Vertrauen. Vertrauen gegen den Augenschein. Denn wir haben ja oft von Gott nicht mehr als die Beteuerung „Ich vergesse dich nicht.“ – Und wir wissen instinktiv: Wenn Liebe sich erst beweisen muss, um geglaubt zu werden, ist sie schon schwach. Die Liebe ist da. Punkt.

Wieso sollen wir uns das antun? Diese Beziehung zu Gott? Das ist eben die Frage: Was ist Gott uns wert? „Euch soll es zuerst um sein Reich und seine Gerechtigkeit gehen; dann wir euch alles andere dazugegeben. Sorgt euch also nicht um morgen.“ Wie wichtig ist uns das Reich Gottes?

Jeder entscheidet sich mit der Zeit, welches Ziel im Leben er verfolgt. Welchem Herrn er dienen will. Das heutige Evangelium ist ganz klar: Das Wichtigste ist die Anerkennung der Herrschaft Gottes. Wer Gott diese Anerkennung verweigert, hat keine Zukunft und keinen Schatz im Himmel. Denn es geht ja um ein „ewiges Leben“ nach dem individuellen Tod und dem Tod der Welt. Gott, nicht der Mensch, steht im Zentrum der Bergpredigt.

Das bedeutet für uns: Nachdenken über Gut und Böse. Denn dieses Reich Gottes ist die Belohnung für gute Werke. Das bedeutet auch: Nachdenken über den Unterschied zwischen Ziel und Mittel. Essen, Kleidung, Geld, Arbeit, Planungen… sind Mittel zum Zweck. Das Ziel ist das Reich Gottes. Wenn Gott das Wichtigste ist, regelt sich das Zweitwichtigste – Gerechtigkeit unter den Menschen – von selbst. Wer Gott als erstes Ziel hat, der handelt von selbst richtig.

„Sorgt euch nicht. Sucht zuerst das Reich Gottes.“ Es soll uns wichtig sein, was Gott wichtig ist. Für alles andere gilt: „Ich vergesse euch nicht!“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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