Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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26. Sonntag im Jahreskreis (A), 28. Sept. 2014

13/10/2014 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Sein Leben war das eines Menschen“, sagt Paulus über Jesus. Wenn Sie das hören: „das Leben eines Menschen“, was denken Sie dann? Gerade die Älteren, die schon eine ganze Zeit gelebt haben? „Geh mir fort mit dem Leben!“ – „Schwer ist es, das Leben.“ – „Das Bisschen Leben…“ Denken Sie so? Oder denken Sie: „Herrlich! Das Leben ist herrlich!“?

„Sein Leben war das eines Menschen.“ War Jesu Leben schwer? Man kann es so sehen. Es gab Trennungen, Enttäuschungen, schwere Arbeit, Armut, Gefahren, Konflikte, Alltag. Es gab aber auch Freunde und Feste, eine Familie. Und Jesus hatte einen Blick für die Schönheit der Welt (achten Sie einmal darauf, wie er von der Schöpfung spricht). Wer auch nur ein wenig Nähe zu diesem Menschen, zu Jesus entwickelt hat, der spürt: Jesus hätte sein Leben nicht als „schwer“ beschrieben. Nur als richtig. Jesus wirkt zu keiner Sekunde wie ein unglücklicher Mensch. Nicht bitter. Nicht kalt. Nie boshaft. – Ein gelungener Mensch (der Mensch kann gelingen, auch wenn sein Leben schwer ist). Vielleicht geht es genau darum: dass ein Leben stimmen muss. Nicht ob es schwer ist oder leicht zählt, sondern ob es richtig ist. Ob der Mensch und sein Leben zusammenpassen.

Wenn Paulus sagt „sein Leben war das eines Menschen“, dann meint er damit, dass Jesu Leben unserem Leben ähnlich war. Er will aber noch etwas anderes zum Ausdruck bringen: Jesus ist der echte Mensch. Der Mensch, wie er von Gott gedacht war. Den „neuen Adam“, nennt Paulus Jesus anderswo.

Wer einmal verstanden hat, was das ist: der Mensch, der lebt von selbst richtig. Die Kirche denkt seit Jahrhunderten darüber nach: Was ist das, ein Mensch? Sie sinnt nach, sie geht manchmal in die Irre, sie korrigiert sich, sie geht voran. Sie grenzt sich ab. Heute stehen sich zwei Menschenbilder gegenüber: das des neoliberalen Kapitalismus und das Menschenbild Jesu. Konsument gegen Mensch. Profit gegen Liebe. Liebe nicht nur als privates Freizeitgefühl, sondern als Auftrag.

Der Mensch. Menschen werden geboren; wenn es gut geht, haben sie Mutter und Vater. Menschen treten ins Leben, sie werden älter, sie werden alt und sterben. Altwerden ist nicht leicht, aber es ist richtig. Das ist das Leben. Wir sind in der Zeit unterwegs; wir kommen und wir gehen. So ist der Mensch.

Der Mensch ist einer. Ein Einzelner. Er hat eine Würde, die ganz unabhängig von den anderen ist. Er ist aber auch einer in Gemeinschaft. Ohne Gemeinschaft kann der Mensch nicht sein (Sprache – Kindheit, Alter – Sehnsucht nach der „Hälfte“). Deswegen ist es so wichtig, wie die Gemeinschaft zusammenlebt. Deswegen gibt Gott die Zehn Gebote: damit Menschen gut zusammenleben. Deswegen gibt es den Unterschied zwischen gut und böse: weil im Zusammenleben nicht alles gleich gültig ist.

Der Mensch geht in eine Zukunft, aber er kommt aus der Geschichte. Wenn einer sich fragt „Wer bin ich?“ und hat keine Geschichte, keine Eltern, die er kennt, keine Vorfahren, keine Heimat, dann findet er keine Antwort und keinen Halt. Deswegen ist es ein Glück, dass wir in Mailberg an einem Ort mit Geschichte leben können. Vielen Menschen wird das genommen, sie werden getrieben durch die ganze Welt, hinein in Millionenstädte, die nichts zu erzählen haben.

Die Herkunft ist wichtig. Jesus war ein Jude aus Nazareth, aus der Familie des Königs David. Deswegen ist der ganze Komplex aus künstlicher Befruchtung, Leihmüttern, designten Kindern, gleichgeschlechtlichen Eltern so problematisch…

Der Mensch ist frei; er kann lieben, glauben, hoffen. Der Mensch braucht Halt – und wagt sich ins Unendliche.  Der Mensch hat einen Körper und eine Seele. Die Augen sehen – und die Seele erkennt das Schöne. Freiheit, Schönheit, Liebe, Glaube, Hoffnung: Alles das geht ins Weite, Unendliche. Deswegen ist die Kunst wichtig; deswegen ist wichtig, wie die Medien den Menschen darstellen. Ist der Promi das Beste, was die Menschheit zu bieten hat?

Dass wir aufs Unendliche hin gehen, das ist unser Zugang zum unendlichen, ewigen Gott. Deswegen ist ein Ort und eine Stunde wichtig, in der Gott nicht vergessen wird und nicht klein gemacht wird, sondern in der wir die Größe und die Schönheit Gottes ahnen. Die Sonntagsmesse, so soll sie sein.

„Seid so gesinnt, wie es das Leben in Christus erfordert“, schreibt Paulus weiter. Seid Menschen mit allem Drum und Dran. Seid so, werdet so, wie Gott euch gedacht hat. Nicht gegeneinander, sondern miteinander. Nicht beschränkt und gefangen, sondern offen und frei. Habt einen festen Grund (s. der unbesiegbare Antäus) und wagt euch auf das Unendliche zu. Vergesst nicht: Ihr kommt von Gott her und geht auf Gott zu.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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