Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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12. Sonntag im Jahreskreis (B), 21. Juni 2015

02/07/2015 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes So geht das. Irgendeine banale Untersuchung, – und der Arzt wird plötzlich sehr ernst. Sturm. Eine Plauderei beim Abendessen, – und mit einem Mal sitzen da nicht mehr Freunde, sondern Gegner. Sturm. Herrlicher Sommer, alles leicht, alles voller Leben, – und plötzlich: Krieg. So war das im Sommer 1914. Sturm. Von jetzt auf gleich. „Sie nahmen das Boot… plötzlich erhob sich ein heftiger Sturm.“

Und jetzt? Die Jünger im Boot machen es, wie Menschen es immer machen: Angst. Zusammenhalt. Handeln. Flehen. Wut. „Meister, kümmert es dich nicht, dass wir untergehen!?“ So rufen sie bis heute, und Gott schläft. „Er aber lag auf einem Kissen und schlief.“ Es ist, wie wenn Gott wartete… Aber auf was?

Eines ist sicher: Gott kennt den richtigen Augenblick – die Panischen kennen ihn nicht; sicher nicht. Wir schreien: Jetzt! Sofort! Es reicht! Und Gott sagt: „Noch nicht jetzt!“

Manche meinen, die Geschichte vom Seesturm wolle uns einfach lehren, Vertrauen zu haben und im rechten Augenblick zu bitten. Aber das greift zu kurz: Unzählige Bitten werden nicht erhört. Oder glauben Sie, auf der Titanic habe keiner gerufen: „Kümmert es dich nicht, dass wir untergehen?“ Und die in dem Flugzeug neulich hätten es nicht wieder gerufen, wenn sie denn Zeit gehabt hätten? Nein, die Geschichte handelt nicht zuerst vom Vertrauen und vom erhörten Gebet. Sie handelt von Menschen in Angst, von der Natur, von Jesus und von einem Wunder. Und weil sie von einem Wunder handelt, handelt sie von Gott. Es geht um das Unfassliche. Schon eine große Liebe zwischen zwei Menschen ist unfasslich; ein neugeborenes Kind ist unfasslich. Und Gott erst recht. Es ist unfasslich, dass ein Zimmermann dem Sturm gebietet. „Und es trat völlige Stille ein.“ Gott ist unfassbar. Darum geht es hier.

Wer behauptet (und seine Kinder entsprechend lehrt): Wunder gibt es nicht, der macht die Welt klein. Wer sich hinstellt und sagt: Wunder gibt es nicht, der treibt den Evangelien Gott aus. Was bleibt dann? Ein bisschen Moral. „Hab Vertrauen!“, das wird einem an jeder Ecke gesagt. Warum sollte ich Jesus vertrauen, wenn er keine göttliche Macht hat? Wenn Wunder unmöglich sind, dann bleibt von diesem Evangelium über den Seesturm nur ein Geschichtchen. Wenn es keine Wunder gibt, dann ist die Hostie nur ein Symbol der Gemeinschaft und die Auferstehung nur noch eine Idee, aber keine Realität mehr. Prüfen Sie Ihren Glauben!

Das Wunder bringt Gott in diese Welt. Dazu ist es da. Wer wenigstens einräumt: In dieser sichtbaren Welt kann es Wunder geben; hier, in dieser Welt, kann Gott am Werk sein, – der kommt ins Staunen; der erlebt Veränderung. Wie die Jünger im Herzen, als es still geworden war… Mit dem Wunder in den Wellen bereitet Jesus diese Männer vor auf die viel größeren Wunder der Eucharistie und der Auferstehung.

„Wunder widersprechen nicht der Natur, sondern nur dem, was wir von der Natur kennen“, sagt Augustinus. Wunder zeigen uns unsere Grenzen (auch die Grenzen unseres Verstandes). Wunder zeigen, dass die Begegnung mit Gott schockierend, überwältigend sein kann. Wunder kann man nicht einfach „anwenden“. Sie bleiben störende Blöcke auf dem Weg. Dazu sind sie da: um zu stören. Unsere Denkgewohnheiten.

Was den Jüngern da passiert, ist ein Zeichen. Diese Männer ahnen jetzt etwas von der Herrschaft Gottes. Der so viel größer ist als ein Sturm! Das Wunder auf dem See zeigt etwas vom Reich Gottes (um das wir so oft beten!). Was dort nur ein paar erleben, das werden einmal alle erleben. Gott wird alles erfassen: die Seele und den Leib, den Geist und die Dinge, die Menschen, die Tiere und die Pflanzen, alles.

Das Wunder im Sturm lässt uns aufgehen, dass die ganze Schöpfung Gott gehört. Er hat sie uns gegeben, wir haben sie geschädigt. Aber Gott wird heilen, was er erschaffen hat. – Es trifft sich gut, dass dieses Evangelium gelesen wird gerade jetzt, wo die Enzyklika des Papstes über die Schöpfung erschienen ist. Der Papst erinnert daran: Die Schöpfung gehört Gott; wir sind nur Treuhänder. Und zwar alle Menschen gemeinsam, nicht nur einige Nationen, einige Banken und einige Unternehmen. Pflanzen und Tiere sind nicht der Besitz der Menschen, mit dem sie machen können, was immer ihnen einfällt. – Und deswegen werden wir bei unserem Fest im August auf eine Ernährung achten, die die Schöpfung Gottes respektiert.

Die Menschen geraten in Lebensstürme und vergehen vor Angst und Sorge. Aber auf das Wort des Herrn hin wird es still. Die Stille des Reiches Gottes.

 

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

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